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Kiel, deine Innenstadt. Mit dieser unendlich langen Einkaufsstraße zwischen Sophienhof und Alten Markt. Eine Fußgängerzone ohne Fachwerkhäuser und ohne zentralen Platz. Aber mit einer Nähe zum Wasser, zur Sparkassen-Arena und zum Rathausplatz, die sie unverwechselbar und liebenswürdig macht. Nirgendwo sonst in Deutschland können Kreuzfahrer direkt vom Schiff in die Einkaufsflächen gehen. Nirgendwo sonst wird aber angesichts von Umsatzrückgängen und leeren Straßen nach Geschäftsschluss so heftig darüber gestritten, ob sich das Gesicht der Innenstadt nicht dringend verändern muss wie in Kiel.
Wir haben die Holstenstraße von allen Seiten beleuchtet. Einen Blick auf den Leerstand, die (zu) wenigen Fachgeschäfte, die architektonischen Probleme und konkurrierenden Einkaufszentren geworfen. Und dabei eine Innenstadt entdeckt, die voller Chancen steckt: Weil plötzlich bauliche Visionen Wirklichkeit werden und neuer Wohnraum im Herzen der Stadt entsteht. Wir haben mit Geschäftsleuten gesprochen und mit Bauexperten. Mit Stadtentwicklern und Konsumforschern. Kiel und seine Innenstadt – eine Bestandsaufnahme.
– Kristian Blasel, Ressortleiter Lokalredaktion Kiel –
Kaufkraft und Leerstand Aktuelle Lage: So läuft es in der Innenstadt
Sie will die pulsierende Ader der Landeshauptstadt Kiel sein: die Holstenstraße von den Einkaufszentren Sophienhof und Holstentörn im Süden bis zum Alten Markt im Norden. Sie verbindet den Hauptbahnhof, Ankunftspunkt sämtlicher Bus-, Bahn- und Fährgäste, mit der historischen Altstadt. Hier präsentiert sich das Leben der Kieler Innenstadt. Aber wie präsentiert es sich eigentlich?
Wie geht es eigentlich der Innenstadt,
Bürgermeister und Baudezernent Peter Todeskino?
Was waren oder sind die größten Probleme der Kieler Innenstadt, die Sie angegangen sind oder in den kommenden Jahren angehen werden?
Ich habe als starkes Problem angesehen, dass Brachflächen wie der Parkplatz Alte Feuerwache, überdimensionierte Verkehrsachsen wie die Eggerstedtstraße oder die Holstenbrücke, und vor allem unansehnliche Gebäude wie der alte ZOB, die Aufenthaltsqualität der Kieler Innenstadt sehr beeinträchtigten. Der Alte Markt ist verstellt, schöne Altstadtplätze, wie der Anna-Pogwisch-Platz sind beparkt und eine Umfassung der Altstadt zum Wasser nur am Satorikai möglich. Und auch da schauen die Autos aufs Wasser. All diese Themen hat der Rahmenplan der Verwaltung „Perspektiven für die Kieler Innenstadt“ aufgegriffen. An allen Ecken und Enden der Innenstadt wird der Plan umgesetzt. Vor allem bin ich stolz darauf, dass die Bauverwaltung städtische Immobilien für eine zukunftsgerichtete Stadtentwicklung mobilisiert hat. Die Alte Feuerwache ist bebaut, die Eggerstedtstraße wurde in das Schlossquartier integriert und der ZOB ist weg und wird aktuell weiterentwickelt. Dies hat private Initiativen nach sich gezogen. Ein Erfolg der Kieler Politik.
Wie wird sich die Innenstadt in zehn Jahren verändert haben?
Ich bin mir sicher, dass wir in zehn Jahren eine viel mehr belebte Innenstadt vorfinden werden – vor allem außerhalb der Öffnungszeiten. Es war der Wille der Politik und der Verwaltung, dass in der Innenstadt nicht nur eingekauft und gearbeitet -, sondern vor allem das Wohnen vermehrt zurückgebracht werden soll. Das ist uns mit vielen Projekten gelungen. Die Fertigstellung der „Alten Feuerwache“, der Bau des Schlossquartiers, die im nächsten Jahr anlaufende Baulückenfüllung Haßstraße oder auch die Wohnbauprojekte in der Hopfenstraße oder am Bäckergang sind gute Beispiele dafür. Die neuen Bewohner werden ein Grundrauschen erzeugen, das insbesondere den inhabergeführten Geschäften und Dienstleistungsbetrieben zugutekommen wird. Darin liegt zum Beispiel der Erfolg der Holtenauer Straße, die von einem großen bewohnten Einzugsbereich begünstigt ist. Also: Die Innenstadt wird künftig außerhalb der Öffnungszeiten belebt sein.
Steht die Entwicklung der Innenstadt derzeit noch am Anfang oder sehen Sie schon einen großen Teil des Weges zurückgelegt?
Einiges ist geschafft. Der alte Rahmenplan ist aber noch nicht vollzogen. Die Stadt muss den Kleinen-Kiel-Kanal und den ZOB in den nächsten Jahren ja erst noch bauen. Schon das sind Herausforderungen für die Verwaltung. Ich bin froh, dass die ersten Maßnahmen hierfür bereits im Gange sind. Im nächsten Jahr starten die großen privaten Projekte am nördlichen Bootshafen und am Berliner Platz. Es gibt noch viel zu tun. Die Innenstadtentwicklung darf aber nicht stehen bleiben. Stadtentwicklung muss immer einen Blick in die Zukunft wagen. Mir liegt die Achse vom Europaplatz unter Einbeziehung des KN-Areals bis zum Exer am Herzen. Ebenso intensiv würde ich den Dialog darüber suchen wollen, wie die Altstadt besser an den Satorikai herangeführt werden kann. Der alte Seegarten sollte uns ein Vorbild sein. Voraussetzung hier wäre aber ein Konzept, das Rotlichtmilieu anzugehen. Ich bin gespannt auf den weiteren bürgerschaftlichen Prozess, den wir auch bei der Überarbeitung des Rahmenplans initiieren wollen. Ein Stück des Weges müssen wir also noch gehen.
Kiels Innenstadt ist unspektakulär. Wie in anderen Fußgängerzonen dominieren zahlreiche Ketten das Bild. Einige Einzelhändler und wenige traditionelle Geschäfte wie die Textilhändler Meislahn oder Witte, die Kaffeerösterei Heyck oder der Schuhhändler Heinrich wechseln sich mit vielen Filialisten ab. Deswegen werfen Kritiker der Innenstadt vor, ein austauschbares Gesicht und keinen eigenen Charakter zu haben. Dazu kommt: Viele Ladenlokale stehen gänzlich leer.
Blick in die Vergangenheit: Nach dem Zweiten Weltkrieg war Kiels Innenstadt weitestgehend zerstört. Die Landeshauptstadt entschied sich für modernen Wiederaufbau. 1953 wurde die Holstenstraße zu einer der ersten Fußgängerzonen Deutschlands, gesäumt von neuer Bausubstanz. Heute ist ihr 50er-Jahre-Stil optisch nicht mehr ansprechend. Doch musste sie deshalb zu einem Sorgenkind der Stadt werden?
Derzeit werden der Leerstand und die wirtschaftliche Performanz der Innenstadt von städtischer Seite nicht erfasst. Zahlen gibt es aber dennoch. Laut dem Städtereport 2016 der Hamburger Immobilien-Unternehmensgruppe Comfort ging der Jahresumsatz in Kiel von 413 Millionen Euro 2015 auf rund 405 Millionen Euro 2016 zurück. Damit liegt Kiel unter dem Durchschnitt einer Stadt dieser Größenordnung.
Comfort-Studie im Detail
Blick in die Zukunft: 30 Prozent des gesamten Umsatzes würden im Handel in Zukunft mit dem Onlineverkauf gemacht, prognostiziert Andreas Bartmann, Präsident des Handelsverbands Nord. Sich allein auf den demografischen Wandel zu verlassen, hilft nicht – kaufen doch auch ältere Menschen längst online ein, nicht mehr nur junge Menschen, von denen in Kiel viele wohnen. Doch: 85 Prozent der Händler im Norden hätten sich noch nicht ausreichend um Verkauf im Netz gekümmert. Ein exklusives Problem Kiels ist das allerdings nicht: Das Internet nimmt deutschlandweit Vor-Ort-Käufer ab. Eine Stadt muss also auf eigene Stärken bauen.
„Die Holstenstraße steuert auf eine Katastrophe zu“, kommentiert Marten Freund, Chef von Schlemmermarkt Freund in der Holtenauer Straße die Entwicklung. Der Verfall ist messbar: Waren es 2008 laut der Lübecker Marktforschungsagentur CIMA noch 123.115 Quadratmeter Verkaufsfläche in der Innenstadt, lag sie 2014 bei 119.000 Quadratmeter, so die Gesellschaft für Konsumforschung. Comfort gab für 2015 nur noch 113.000 Quadratmeter aus, doch auch einen Hoffnungsschimmer. 2016 stieg die Fläche auf 116.000 Quadratmeter. Entsprechend schwächer war aber der Erlös pro Quadratmeter.
So geht es Kiels Unternehmern
„Punkte zum Verweilen an der Holstenstraße schaffen“, das müsse Kiel, fordert Peter Hinz. Der Augenoptiker von „Blickpunkt“ am Alten Markt ist im Vorstand von Kiels gute Adressen vertreten. Diese von mehreren Unternehmen getragene Gesellschaft versucht, Kiels Selbstbewusstsein aufzupäppeln. „Denn das Gute liegt so nah“ – so lautet ihr Slogan.
So nah? 1998 eröffnete der Sophienhof, 2006 der Citti-Park in Kiel-Hassee, 2007 der Ostseepark in Schwentinental, 2015 die Holsten-Galerie in Neumünster – für viele reicht die Chronologie der entstandenen Einkaufszentren in Kiel und Umgebung schon aus, um zu erklären, warum die Innenstadt weniger attraktiv sei. Dabei ist es gar nicht so, als hätte es in der Innenstadt in den vergangenen Jahren keine großen Neueröffnungen gegeben.
Wie zündet das „Nordlicht“?
Symbolträchtiger hätte der Name „Nordlicht“ für das Ende 2012 eröffnete Geschäftshaus an der Ecke zum Alten Markt kaum sein können. Denn Kaufleute, Stadtplaner und Bürger sehnten sich gleichermaßen nach einem Hoffnungsschimmer für die durch den Karstadt-Abriss (Sommer 2011) von extremer Verödung bedrohte obere Holstenstraße. Doch so richtig hell strahlt das „Nordlicht“ bis heute immer noch nicht.
Ein Indiz dafür sind nicht nur die leeren Ladenlokale in der oberen Holstentraße. Auch im Comfort-Städtereport für 2016 kommen die Gewerbeimmobilien-Analysten mit Blick auf „Nordlicht“ zu dem Schluss: „Hier sind die Erwartungen der Einzelhändler offensichtlich bisher noch nicht voll erfüllt worden.“ Olaf Petersen, Mitautor der Studie, beschreibt die aktuelle Situation so: „Das Geschäftshaus hat noch nicht die zunächst erwartete Anziehungskraft. Zu wenig davon entfaltet bislang auch die Komposition der Mieter.“
Wer die „Nordlicht“-Mieter nach ihren Erfahrungen fragt, stößt auf eine Mauer des Schweigens. Keiner der Filialleiter oder Geschäftsführer will über das „Nordlicht“ reden, schon gar nicht über Umsätze. Tenor ihrer Antworten: Es sei schon so viel Negatives über das Geschäftshaus berichtet worden. „Da wollen wir uns den Standort nicht noch weiter kaputtreden.“
Daran will sich auch Meik Ehlers nicht beteiligen. „Hier geht nichts bergab“, versichert der Geschäftsführer von „Cup&Cino“ im Nordlicht. Auch wenn in dem Geschäftshaus „nicht alles optimal laufe“, erwirtschafte er in seinem Lokal von Jahr zu Jahr mehr Umsatz.
Wirtschaftlich gut geht es nach eigener Aussage auch dem Inhaber des Herrenausstatter-Geschäftes „Kelly’s“ in der Dänischen Straße, Michael Rieckhof. Trotz unbestreitbarer Defizite beim „Nordlicht“ müsse man sich grundsätzlich über dessen Existenz freuen. „Sonst wäre das ehemalige Karstadt-Areal heute ja eine innerstädtische Brache.“ Außerdem sei es immerhin gelungen, ein Einkaufszentrum mit Vollsortiment an dieser Stelle zu verhindern.
Doch im „Nordlicht“ herrscht auch Stillstand: Seit dessen Eröffnung vor vier Jahren steht die 650 Quadratmeter große Fläche oberhalb von „Cup&Cino“ mit Premium-Aussicht auf den Bootshafen leer. Warum, kann (oder darf?) Center-Manager Norbert Fels nicht sagen. Auch nicht zur Nachfrage, warum das seit zwei Jahren angekündigte „Revitalisierungskonzept“ mit verbesserter Ausleuchtung, neuer Farbgestaltung im Innenbereich und übersichtlicherer Wegeführung nicht schon längst umgesetzt wurde: „Es tut mir leid, aber mir sind hier die Hände gebunden.“
Es gibt für Kiel keine Studien, die unmittelbar nachweisen, dass Einkaufszentren im Umland der Innenstadt Umsätze nehmen: Aber der Kunde kauft nicht gleichzeitig in der Holstenstraße oder am Alten Markt, wenn er ein Einkaufszentrum fernab der Innenstadt – auf der sogenannten grünen Wiese – ansteuert. Einen Euro kann jeder Kieler nur einmal – in der Innenstadt oder außerhalb – ausgeben. „Dummheiten außerhalb der Stadt“ nennt deren Genehmigung daher Martin Kremming, Diplom-Geograph der Marktforschungsagentur CIMA, „und die entwickeln sich dann auch selbst weiter“. Kremming beruhigt jedoch auch: „Die Shoppingcenterentwicklung in Kiel ist abgeschlossen. Die Chance liegt jetzt darin, den Bestand zu nutzen.“
Und es sei ja auch nicht so, als würde es in Kiel keine Chancen geben: „Es klingt eigentlich profan, aber dass Kiel und Wasser passt, hat man erst jetzt erkannt“, sagt Kremming mit Blick auf das Projekt Holsten-Fleet und die Belebung des Bootshafens. Zudem könnten angeschobene Bauprojekte vom Schlossquartier über die Feuerwache zum Exerzierplatz eine echte Aufbruchsstimmung auslösen: „Das ist jetzt der Startschuss für die kommenden zehn Jahre.“
Als „echte Chance“ sieht Augenoptiker Hinz die Wohn-Gewerbe-Projekte Schlossquartier und Alte Feuerwache: „Wir wünschen uns kleine Gewerbeflächen für junge Unternehmer und Start-Ups.“ Vielen Anrainern am Alten Markt sei es ein Anliegen, „dass die Pavillons wegkommen“. Echter Markt ginge schließlich nur mit Fläche. Dann könne das nördliche Ende der Fußgängerzone auch gegen die innerstädtische Konkurrenz bestehen, schätzt Hinz ein. Und auch wieder einen Gegenpol zur Holtenauer Straße bilden.
„Früher war das anders: Da war die Innenstadt die Nummer eins. Die Holtenauer hat nur den Stadtteil bedient“, erinnert sich Marten Freund, der auch Vorsitzender des geschäftsverbindenden Vereins „Die Holtenauer“ ist. Rund um die Holtenauer Straße blüht das Leben: Gastronomie wechselt sich mit inhabergeführten Läden ab. Leerstand ist hier kein Thema.
Um Menschen wieder von der der Holtenauer Straße in die Innenstadt zu locken, müsse sich diese noch viel konsequenter neu erfinden, beschreibt Marten Freund. Das Holsten-Fleet werde seiner Meinung nach zwar einen Teil der Holstenstraße aufwerten, aber das reiche nicht. Provozierend sagt er: „Ich weiß gar nicht, was das Stadtplanungsamt überhaupt plant.“
Planen ist dabei alles andere als leicht. Die Eigentümerstruktur in der Innenstadt ist mehr als unübersichtlich, Immobilien gehören Unternehmern weit von Kiel entfernt oder Fonds ohne klare Struktur. „Viele Firmen, gerade von weit her, unter einen Hut zu kriegen, ist sehr schwierig“, sagt Kaffee-Heyck-Inhaber Peter Vagt, der sich unter den Unternehmern mehr Kontakte wünscht: „Heute kennt keiner keinen mehr – früher wurde sich noch vorgestellt.“
Stimmungsbild bei Traditionsgeschäften
Attraktive Geschäfte als Mieter in Ladenlokale bringen, das kann die Stadt Kiel nicht unmittelbar. Stattdessen arbeitet sie gerade an dem Rahmenkonzept „Perspektiven für die Kieler Innenstadt“, das seit 2009 nicht mehr überarbeitet wurde.
Konzept im Detail
Das neue Rahmenkonzept soll vor allem ein Nachjustieren des bestehenden Konzeptes sein. „Es war von Anfang an klar, dass es nach einigen Jahren evaluiert und überarbeitet werden muss“, sagt Bürgermeister Peter Todeskino. Mit einzelnen Maßnahmen die Aufenthaltsqualität in der Innenstadt zu verbessern, sei für ihn eines der Kernziele des Konzeptes. „Wir wollen eine erfolgreiche Innenstadt mit einer erfolgreichen Infrastruktur, die Touristen sowie Kielerinnen und Kieler anzieht.“
Marktforscher Kremming macht deutlich: „Die Rahmenbedingungen kann die Stadt verbessern: Parken, Aufenthalt, Tourismus, Events, Services.“ Derzeit dominiere schlicht der Verkehr in Kiel. Kremming versteht, warum Unternehmer wie der Augenoptiker Hinz sich über ein zentrales Flächenmanagement freuen würden, das Aufenthalts-, Einkaufs- und Wohnqualität in der Innenstadt verbessert. In einigen Städten wie dem ostwestfälischen Lemgo sei das bereits professionalisiert. Ein Manager könnte auch zentral für eine Gestaltung der Leerstände sorgen, regt Hinz an.
Der Leerstand kann aber auch eine unverhoffte Chancen sein: Popshop heißt das Projekt von sechs jungen Kreativen, das seit September 2016 in der Schuhmacherstraße zu sehen ist. In einem ehemaligen Imbiss mitten im Rotlichtviertel haben sie einen Ausstellungsraum eröffnet, verkaufen dort Comics und Getränke. Doch die Ladeninhaber haben den Imbiss nicht gemietet, sondern mit den Vermietern vereinbart, die Räume bis Ende des Jahres mietkostenfrei nutzen zu können. Nur für die Nebenkosten müssen sie aufkommen.
„Es gibt so viele Leerstände hier, die wir nutzen könnten. Das ist ja auch eine Werbung für die Vermieter.“ Nikola Noelle, Initiatorin des Popshops
„Wir wollten die Leute teilhaben lassen, an dem was wir machen und auch an der Entwicklung des Popshops“, sagt Nikola Noelle, eine der Initiatoren des Ladens. Sie wollen durch ihr Projekt die Gegend beleben und auch die Stimmung verändern. Nicht länger als bis Ende des Jahres wollen sie im Raum in der Schuhmacherstraße bleiben, dann soll es weitergehen in einen anderen Laden in der Innenstadt. „Es gibt so viele Leerstände hier, die wir nutzen könnten. Das ist ja auch eine Werbung für die Vermieter“, sagt Noelle. Zuletzt schlossen etwa Kochfest und Konplott in der Altstadt oder der Outlet am Asmus-Bremer-Platz im ehemaligen Karstadt-Sport-Haus.
Doch es gibt keineswegs nur Abgänge aus den Geschäftslokalen. Einen Aufschwung erlebt gerade das über Jahre leerstehende Erdgeschoss-Areal des Leik-Einkaufszentrums am Bootshafen, in dem nach dem Textilanbieter TK Maxx das Burger-Restaurant Peter Pane Eröffnung feierte: „Es soll ja hier auch etwas passieren“, sagt der Lübecker Inhaber Patrick Junge, der gerne einen Beitrag leiste, Kiel noch attraktiver zu machen. Für ihn sei dieser Platz an der Tangente der Touristenroute ideal – da sich die Fußgängerzone immer weiter verändern werde.
Alle Maßnahmen – ob Bau-, Kultur- oder Einkaufskonzepte – sollen mehr konsumfreudige Menschen in die Innenstadt spülen. Entscheidend sei, um die Richtigen richtig anzusprechen, die eigenen Stärken und Werte zu kennen. Kiels Innenstadt solle daher nach Markforscher Kremmings Einschätzung Missstände anpacken, mit der Nähe zum Wasser Gäste und Touristen verführen und gar nicht erst versuchen, mit Hamburg als Metropole zu konkurrieren. „Es ist hier keine Seide“, sagt Peter Hinz über Kiels Innenstadt, „aber das muss es auch nicht sein“.
Wie sieht es hier aus? Blick eines Kielers – von außen
Seit mehr als dreißig Jahren lebt er schon nicht mehr in Kiel, aber den Bezug zur Heimatstadt hat Börries Butenop nie verloren. „Meine Mutter sammelt alle Artikel, die in den Kieler Nachrichten zur Stadtentwicklung erscheinen“, erzählt der 52-Jährige. Jedes Mal, wenn er zu Besuch kommt, habe er dann viel zu lesen.
Stadtentwicklung ist sein Thema. In den 80er Jahren hat er in Braunschweig Architektur studiert und seinen Schwerpunkt auf Städtebau gelegt. Seit 2000 leitet er nun das Stadtplanungsamt von Chemnitz. Hier hat er mit dazu beigetragen, dass sich in der ehemaligen DDR-Arbeiterstadt ein belebtes Stadtzentrum entwickelte.
„Chemnitz hat gegenüber Kiel den Vorteil, dass es hier viel Wohnraum in der Innenstadt gibt“, sagt der Experte. Beim Gang durch die Innenstadt stellt Butenop aber fest, dass Kiel auf einem guten Weg ist. „Die Stadt hat viele gute Konzepte. Ich gehe davon aus, dass sich die Stadt insgesamt in den kommenden Jahren positiv entwickelt wird.“
Das größte Problem für ihn ist die Holstenstraße. Weil sie so lang ist, sei es schwierig sie mit Leben zu füllen. „Gerade die obere Holstenstraße und die Bereiche um den Alten Markt leiden darunter.“
Wohnraun in der Innenstadt zu schaffen, wie die Stadt es etwa mit dem Schloßquartier und der Alten Feuerwache tut, ist für ihn der richtige Weg. „Das kann auch dazu beitragen, dass sich Gastronomie ansiedelt und sich die Aufenthaltsqualität in der City verbessert.“
Kiel in Zahlen
größte Stadt in Schleswig-Holstein
Einwohner: 246.306
Fläche: 118,65 km²
Bevölkerungsdichte: 2076 Einwohner je km²
Stadtgliederung: 18 Ortsbezirke mit 30 Stadtteilen
Auch der Bau des Holsten-Fleets ist aus seiner Sicht ein richtiger Schritt. Zum einen weil die Wasserverbindung historisch bestanden hat, weiß Butenop als Mitglied der Gesellschaft für Kieler Stadtgeschichte und der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Zum anderen locke Wasser auch immer Besucher und Gastronomie an. „Der Kanal wird auf jeden Fall zur Verbesserung der Aufenthaltsqualität in der Innenstadt beitragen.“
Was Kiel von anderen Städten lernen kann
Von nichts kommt nichts: Dieses Sprichwort würden die Stadtentwickler von Münster und Chemnitz zweifelsfrei unterschreiben. Sie stecken all ihre Bemühungen in die Belebung ihrer Innenstädte. Mit Erfolg: Leerstand ist kaum vorhanden, die Zahl der Passanten steigt.
Chemnitz
Vier lebendige Einkaufszentren am Stadtrand und nichts rund um das historische Rathaus: Das war Stadtentwickler Börries Butenop ein Dorn im Auge. Mit der Situation Anfang der 90er Jahre in Chemnitz wollte sich der Schleswig-Holsteiner nicht abfinden. „Es war und ist ein Kraftakt, dies zu ändern“, sagt er. Doch langsam zeigt sein mit der Stadt entwickeltes Konzept Wirkung.
Chemnitz in Zahlen
drittgrößte Stadt in Sachsen
Einwohner: 248.645
Fläche: 221,05 km²
Bevölkerungsdichte: 1125 Einwohner je km²
Stadtgliederung: 39 Stadtteile inkl. 8 Ortschaften
Die vier Malls wurden eingefroren. Sie können sich nicht mehr vergrößern und somit auch nicht weiterentwickeln. Neue Geschäfte sind nur im Zentrum gewünscht: „Wir machen den Händlern sehr deutlich klar, dass sie sich hier nur in der Fußgängerzone ansiedeln können oder gar nicht“, sagt Butenop. Auch wenn die Verhandlungen dadurch länger dauerten und zäh seien, am Ende lohne sich die Hartherzigkeit. Saturn, Peek & Cloppenburg und andere Filialisten haben sich in der Innenstadt niedergelassen. Mitunter aber auch, weil hier die Infrastruktur stimmt.
„Wir wollen den Passanten nicht nur Einkaufs- und Parkmöglichkeiten in der Innenstadt bieten, sondern auch Gastronomie, Kultur und Architektur“, sagt Butenop. Bildeten nach der Maueröffnung nur Rathaus, Kirche, Marktplatz und DDR-Plattenbauten den Stadtkern – reihen sich dort nun gläserne Neubauten mit Verweilmöglichkeiten ein. „Die Chemnitzer Innenstadt ist ein lebendiger Mix aus Altbestand und Moderne geworden“, resümiert Butenop zufrieden.
Entscheidend sei aber auch, für die Händler ein verlässlicher Partner zu sein. „Ein Stadtentwickler darf nicht nur in schönen Räumen denken, sondern muss sich immer daran orientieren, was der Handel benötigt“, sagt Butenop. Darunter fallen gute Parkmöglichkeiten, die fußläufige Erreichbarkeit der Geschäfte und das Schaffen neuer Verkaufsflächen. Chemnitz versucht, dies aktiv zu steuern – mit vielen Gesprächen und einer Verlässlichkeit im Handeln. „Eine attraktive Innenstadt ist schließlich unser aller Ziel.“
Auch wenn sich die Fußgängerfrequenz in Chemnitz jährlich erhöht: Zurücklehnen will sich Börries Butenop noch lange nicht. „Wir wollen den Passanten noch mehr urbanes Leben bieten“, so das Ziel für die kommenden Jahre. Wohnen und Arbeiten in der City ist der eine Schwerpunkt. Der andere: Neue Quartiere hinzugewinnen, die das Bummeln und Erleben stärken. „Dazu müssen wir baulich aktiv werden, aber auch den Handel weiterentwickeln“, sagt Butenop. Am Ende zählt nur eins: Die neu geschaffene Vielfalt muss von den Chemnitzern auch angenommen werden. Daran zweifelt Butenop aber keine Sekunde.
Münster
Leerstand in der Fußgängerzone? In Münster ist das schier undenkbar. „Bei uns spielt sich das ganze Leben in der Innenstadt ab“, sagt Stadtentwickler Reinhard Hopp. Die Münsteraner kaufen seit jeher gerne auf dem Wochenmarkt vor dem Dom ein, besuchen die Museen und verweilen gerne in den Restaurants und Bars rund um den Prinzipalmarkt. Einkaufszentren auf der grünen Wiese? Bitte bloß nicht.
Münster in Zahlen
zehntgrößte Stadt in Nordrhein-Westfalen
Einwohner: 310.039
Fläche: 303,28 km²
Bevölkerungsdichte: 1022 Einwohner je km²
Stadtgliederung: sechs Stadtbezirke
Dazu beigetragen hat sicherlich, dass nach dem Zweiten Weltkrieg die Innenstadt nach historischer Vorlage wieder aufgebaut wurde. „Enge Straßenzüge, Giebelhäuser, keine Werbeschilder – das wissen Besucher und Kunden zu schätzen“, sagt Hopp. Doch Architektur alleine reicht nicht. Der attraktiven Innenstadt liegt ein städtisches Einzelhandelskonzept zu Grunde. Jede neue Ansiedlung wird einzeln bewertet, der Schutz des Bestands gewahrt. Aus gutem Grund: „Die Münsteraner sind Veränderungen gegenüber skeptisch eingestellt. Bevor etwas Neues entsteht, muss alles breit diskutiert und die beste Lösung gefunden werden.“
Der Neubau der Münster Arkaden auf einem der letzten unbebauten Grundstücke in der Innenstadt erwies sich als Glücksgriff: „Es konnte endlich ein Durchgang zur Königsstraße geschaffen werden“, sagt Hopp. Mit dem Stubengassenprojekt werden zudem Flächen, die vormals nicht so stark frequentiert waren, nun besser angenommen. Die Händler sind zufrieden.
Dennoch sieht Stadtentwickler Reinhard Hopp noch viel Potenzial für Münster: „Uns geht es jetzt vielmehr um Qualität statt Quantität“, sagt Hopp. Die Stadt und der Einzelhandel müssten sich gegen den Internethandel positionieren. Eine Option: Der Ausbau von freiem WLAN in der Innenstadt. Eine weitere: Die Schaffung von digitalen Stores, in denen die Kunden Ware bestellen können. „Wir brauchen gute Beratung, um die Kunden in der Fußgängerzone zu halten.“
Doch auch ganz praktische Probleme will Reinhard Hopp in den kommenden Jahren angehen. Etwa eine bessere Anbindung der Innenstadt an den Bahnhof. „Der ist wirklich nicht gut erreichbar.“ Ein anderes Problem drängt aber mehr: Die vielen Fahrräder, die in der Stadt abgestellt werden. „Das muss neu geordnet und verbessert werden“, sagt Hopp. Deutschlands Fahrradstadt zu sein ist eben nicht immer nur ein Segen.
Hier soll Kiel neu erwachen
Es sind vor allem drei Projekte, die die Hoffnung auf mehr Leben in der Altstadt wecken: Die beiden neuen Wohnquartiere Alte Feuerwache und Schlossquartier sowie das geplante Holsten-Fleet. Oberbürgermeister Ulf Kämpfer verspricht sich von den drei Vorhaben sogar eine „epochale Wirkung für die gesamte Stadt“. Frei nach dem Motto: Mehr Bewohner ziehen neue Geschäfte und Lokale nach sich. Während das Wasserbecken und das Schlossquartier frühestens 2018 bzw. 2019 an den Start gehen, sind in der Alten Feuerwache bereits die ersten Eigentümer eingezogen.
Alte Feuerwache
Hier, wo früher viele Autos parkten, ist ein neues Quartier entstanden. Für die Wohnbebauung statt Asphaltwüste im Herzen der Landeshauptstadt fiel die Entscheidung 2007. Auf der 5800 Quadratmeter großen Brache sollte Raum für neues Leben geschaffen werden. In allerbester Altstadtlage in Kiel sind für Gesamtinvestitionen von 30,9 Millionen Euro mittlerweile 74 Eigentumswohnungen, 50 Studentenwohnungen, sechs Stadthäuser und ein Alu/Stahl-Solitär für eine Gewerbeeinheit entstanden. Ein Spielplatz bietet Schaukel, Klettergerüst und Rutsche. Die Projektgesellschaft PAF aus Frank Heimbau Nord GmbH und Big Gewerbe Bau GmbH, die insgesamt 30,9 Millionen Euro investierte, verspricht: „Hier verbinden sich höchste Wohnqualität und moderner Wohnkomfort mit dem Charme der Kieler Altstadt.“
Aktuell sind noch zwei Vier-Zimmer-Wohnungen und eine Ladenfläche im Solitär frei. Die Dr. Dieter Kopplin Grundbesitzverwaltung aus Schönberg übernahm als Investorin die möblierten Studentenappartements, die junge Leute als Mieter ab Mitte Dezember in die Innenstadt locken sollen. Die gehobene Ausstattung mit Duschbad und Pantry hat bei einer Größe zwischen 18 und 32 Quadratmetern ihren Preis: Die Mieten liegen einschließlich aller Nebenkosten bei einer Warmmiete zwischen 450 und 530 Euro.
Statistik
Ein Blick in die Statistik „Kieler Zahlen 2015″ zeigt: Während andere Stadtteile kontinuierlich und kräftig an Einwohnern zulegten, zogen in der Altstadt gerade mal 60 Leute in den vergangenen zehn Jahren zu. Heute leben 665 Menschen in der Altstadt, die zweitkleinste Zahl nach Rönne mit 428. Die meisten Kieler wohnen mit 19.715 in Mettenhof, gefolgt von der Wik mit 19.317.
Nach und nach sollen sich die studentischen Mietwohnungen ebenso füllen wie der Neu- und sanierte Altbau des Landeskirchenamtes. Zwischen 50 und 60 Mitarbeiter mussten während der Dauer der Bauarbeiten in extern angemietete Büroräume ausweichen. Noch aber beherrschen Baufahrzeuge das Bild, vor allem, weil sich der Jensendamm absenkte. Der Rechtsstreit der Investoren mit der Stadt über die Haftung läuft noch. Im Gegensatz dazu braucht das benachbarte Schlossquartier noch bis 2017/2018, bis es endgültig Gestalt angenommen hat.
Schlossquartier
Die Kiellinie, der Alte Botanische Garten und der Schlossgarten liegen nur wenige Minuten von den insgesamt 130 Eigentumswohnungen und 83 Mietwohnungen entfernt, ebenso wie die Geschäfte, Restaurants, Museen, Stadtgalerie und das Opernhaus. Schon die Ausstattung mit Aufzug zu jeder der 2 bis 5-Zimmer-Wohnungen, die über Balkone, Loggien der Terrassen verfügen und 165 Tiefgaragenplätze anbieten, soll für höchsten Wohnkomfort sorgen.
Die sechs für insgesamt 70 Millionen Euro gebauten Häuser mit Klinkerfassaden heißen „Nikolaikirchhof“, „Schlossstraße“, „Schlossplatz“ „Seegarten“, „Schlosshöfe“ und „Alter Markt“, der neu entstehende Platz Schlossplatz. Die Verbindungsstraße zwischen dem Platz und der Schlossstraße soll den Namen Fischerstraße tragen, in Anlehnung an das historische, früher eng bebaute Quartier, das in den 50er Jahren der Vorstellung einer „autogerechten Innenstadt“ mit breiten Straßen und fast nur Gewerbe weichen musste.
Historie: Ausgrabungen
Gut vier Monate lang, von Mitte März bis Anfang August 2016, hatte man als Zaungast Gelegenheit, tief in Kiels Vergangenheit zu schauen. Denn die 7000 m große Baustelle für das Schlossquartier bot „die letzte große Chance, den Boden in der Altstadt mit modernen Methoden abzusuchen“, stellte Marc Kühlborn, Grabungsleiter der Archäologen vom Landesamt, am Ende der Arbeiten fest: „Wir hatten die vergangenen 750 Jahre Kieler Stadtgeschichte auf der Schaufel.“
So mancher, auch streng riechender Schatz aus Sicht der Archäologen tauchte aus den Tiefen des Baufeldes in der Nähe des städtischen Geburtsorts auf: So etwa Kellerreste aus dem 15./16. Jahrhundert, Fläschchen, halb gefüllt mit einer sogenannten Kronessenz, einem Wundermittel gegen alle Gebrechen, ein Zinnbecher eines Pilgers aus der Zeit zwischen 1270 und 1350, vor allem aber eine Kloake aus dem Mittelalter: Sie entpuppte sich als Art universeller Müllschlucker. Dort tauchten ein Holzteller und eine Holzschale, aus der Zeit um 1300 auf, ein ziemlich seltener Fund und gut erhalten. Die Grabung, so Kühlborn, war ein voller Erfolg.
Beim Bau legten die Bauherren, die Norddeutsche Grundstücksgesellschaft und die Allgemeine Betreuungsgesellschaft, Wert auf Nachhaltigkeit. Für die Ressourceneffizienz in den Bereichen Energie, Wasser und Material ist das Wohnprojekt zertifiziert worden. Zwischen 3000 und 6000 Euro pro Quadratmeter müssen die meist älteren Käufer für eine der Eigentumswohnungen zahlen. Wie hoch die Mieten ausfallen, ist noch unklar. Die Wohnungen sind begehrt: Obwohl noch nicht massiv geworben wurde, sind viele der barrierefreien Wohnungen an überwiegend Ältere aus der Region, Schweizer und US-Amerikaner verkauft. Auch für die sieben Läden im Erdgeschoss meldeten sich schon etliche Interessenten an.
Erst Kleiner Kiel-Kanal, jetzt Holsten-Fleet?
Es waren die Stadtplaner, die als Erste während der Präsentationen des heftig umstrittenen Projekts, das die historische Wasserverbindung zwischen Berliner Platz und Kleinem Kiel zumindest unterirdisch wieder herstellen soll, vor fünf Jahren den Namen Kleiner Kiel-Kanal fallen ließen. „Es war lediglich ein Arbeitstitel“, erinnert sich Bürgermeister Peter Todeskino. Die Verwaltung wird die Anregungen aufnehmen und der Politik, die das letzte Wort hat, einen Vorschlag mit Alternativen machen. Todeskino sieht eine echte Chance für eine „am Ende versöhnliche Namensfindung“: Holsten-Fleet ging aus einer KN-Umfrage als eindeutiger Sieger hervor.
Ganz gleich unter welchem Namen, das zentrale Bauprojekt spaltet immer noch Kiel. Während die Befürworter die Anlage als Zukunftsprojekt bejubeln, das die Innenstadt endlich aufwertet, bleiben die Gegner skeptisch: Sie warnen vor den hohen Kosten des Projekts, dessen Bau im Juni 2017 beginnt und im Herbst 2019 fertiggestellt sein soll. Dabei entstand die Idee 2008 in einem Werkstattverfahren für Bürger. Mehr als 650 reichten in späteren Planungsverfahren Vorschläge zur Gestaltung ein, die in die Planung einflossen – wie etwa Freianlagen mit Holzbelägen.
Zahlen
Zum Kleinen Kiel ist ein großes, zehn Meter breites und 117,5 Meter langes Stahlbetonbecken und ein weiteres, 20 Meter breites Bassin zum Bootshafen (45,5 Meter lang) hin geplant. Die Kosten belaufen sich auf 11,9 Millionen Euro. Da das Land das Projekt zu 75 Prozent fördert, hat die Stadt etwa vier Millionen Euro aufzubringen. Sie verweist aber darauf, dass sich die dringend nötige Sanierung der Holstenbrücke, die auch ohne das Holsten-Fleet auf die Stadt zukäme, auf etwa 2,3 Millionen Euro belaufen würden. Für Reinigung und Wartung werden insgesamt rund 60000 Euro pro Jahr veranschlagt.
Der entscheidende Ratsbeschluss für den Kleinen Kiel-Kanal kam mit den Stimmen von SPD, Grünen und SSW im Juli 2015 durch. CDU, FDP und Linke sagten Nein. In einem sind sich jedoch alle einig: Das Zentrum Kiels, das in Teilen einer Betonwüste gleicht, muss attraktiver werden, um den Ansprüchen als Tourismusmagnet und Landeshauptstadt mit hoher Lebensqualität gerecht zu werden.
Die erhoffte Aufwertung soll samt Gastronomie den umliegenden Geschäftsvierteln zu Gute kommen. Bestärkt werden die Planer durch die breite Unterstützung von Industrie- und Handelskammer, dem Eigentümerverein Haus & Grund und Altstadt-Kaufleuten. Nach der Vorstellung des Siegerentwurfs der Gemeinschaft Giesecke, Mohren, Richard (Berlin) mit Obermeyer Ingenieure (Potsdam) entstehen helle Aufenthaltsflächen und zwei Fußgängerbrücken, die einen barrierefreien Zugang ermöglichen.
Fest steht: Die Maßnahme hat bereits jetzt schon Interessenten angezogen: Die Ahlmann-Stiftung und die Investoren, die sich um das frühere Woolworth-Gebäude oder um die Flächen südlich des Bootshafens (C&A/Markthalle) kümmern, zeigen sich begeistert.
Rückblick Wie Kiels Innenstadt so wurde, wie sie ist
Die neue Zeit: Kiel gegen Kiel
Heute ist es nicht mehr nur die Holstenstraße, in der Kieler in ihrer Stadt einkaufen können. Neben der klassischen, lang gezogenen Achse mit den Polen Sophienhof und Alter Markt stellen auch der Citti-Park in Kiel-Hassee und die Holtenauer Straße durch Brunswik und Düsternbrook bis in die Wik zusätzliche Konkurrenz dar.
Kiel als Ziel Wie geht Einkaufen und Leben heute?
Klaffend leere Betonhülsen? Nackte Puppen in den Schaufenstern? Trockengefallene Bewässerung? Nein. Ein Gang durch Kiels Innenstadt ist keiner auf den Friedhof, löst kein Schaudern aus. Doch warum wurde Kiel bereits 1972 „graues Gemeinwesen an der Förde“ (im „Spiegel“) und noch 2015 (auf „Zeit Online“) „grau, feucht, kalt, hässlich, langweilig“ genannt, woher bloß hat die Stadt diesen Ruf?
Es ist eine schwierige Aufgabe für Stadt und Händler, Menschen von Kiel zu begeistern. Denn das verbesserungswürdige Image trifft auf eine schwindende Wirtschaft: Die Umsatzkennziffer in Kiel sinkt seit Jahren, es geben also vergleichsweise weniger Menschen in der Stadt Geld aus. Und die einzelhandelsrelevante Kaufkraft wird in Kiel laut Marktforschern weiter sinken (2014: 95,9 laut GfK; 2016: 94,7 laut CIMA). Kieler haben also im Bundesvergleich auch weniger Geld zur Verfügung.
Die erste Gegenmaßnahme wäre: Selbstbewusstsein erzeugen. „Kiel ist besser, als die meisten Kieler denken“, gab das Unternehmenskonsortium Kiels gute Adressen im August 2010 als Gründungsmotivation an. Im Citti-Park, im Sophienhof, auf der Holtenauer brummt das Geschäft. Was aber kann die Innenstadt tun, um Bewohner und Besucher zu begeistern?
„Die Mitte ist tot“, sagt Manuel Jahn, Head of Financial Services bei GfK, der Gesellschaft für Konsumforschung. Doch halt, geografisch meint das der Experte für Geomarketing nicht. Er kennt Kiel gut, weil er aus Hamburg privatwirtschaftliche Investoren berät, doch spricht er vom Gesamtangebot im norddeutschen Markt: Für wen lohnt sich eine Ansiedlung in der Innenstadt?
Was große Warenhäuser vor zehn Jahren in die Krise riss, war nur ein Vorbote. „Der Kunde muss keine großen Bestände mehr sehen“, erklärt Martin Kremming, Diplom-Geograph der CIMA. Breites Angebot solider Produkte lockt in Zeiten des demografischen Wandels niemanden mehr. Kaum junge Menschen, die immer mehr individuell oder online einkaufen (bis zu 30 Prozent des Handelsumsatzes laut Unternehmensverband Nord); kaum alte, die entweder Exklusives suchen oder hart sparen. Das bekommen große Ketten auch in Kiel zu spüren. C&A am Bootshafen schloss 2012 und zog in den Holstentörn, Zara verabschiedete sich aus der Holstenstraße und auch Thalia schloss 2015 seine Filiale.
Heute zählt beim Kaufen das Erlebnis. Geschäfte mit ethisch vorbildlichen, persönlichen oder luxuriösen Angeboten florieren. Aber auch die mit extrem vertrauten oder extrem günstigen Angeboten. Manuel Jahn zeichnet eine Vier-Felder-Matrix, auf der Horizontalen links Routine und rechts Erlebnis, in der Vertikalen der Preis. Die Mitte ist tot.
Wie muss nun die Mitte einer Stadt aussehen? Die Antwort ist einfach: Sie muss optische Gemütlichkeit und einkäuferische Flexibilität bieten. Der Besucher sollte in einer Einkaufsstraße unterschiedliche Kaufimpulse finden, sich zwischendurch aber durch Gastronomie und Städtebau gut aufgehoben fühlen. „Die langgezogene Situation in Kiel ist bekannt“, sagt Kremming, „die Übergänge müssen jetzt komfortabler werden.“ Die Stadt hat auf die Gestaltung der Immobilien selbst wenig Einfluss, daher sollten auch Eigentümer sich bewusst machen: Optische und wirtschaftliche Mittelklasse leitet das Ende einer Innenstadt ein.
Ausreden zählen nicht: Nicht der Online-Einkauf hält die Menschen vom persönlichen Einkauf in der Stadt ab, schon gar nicht junge. Vielmehr wissen digital Kundige den Vorzug des Erlebnisses vor Ort zu schätzen. Sie vermissen oft Struktur und schnelle Wahlmöglichkeiten wie im Netz: guter Überblick, flexibler Warenkorb, Unterschiedliches kombinieren. Einkaufszentren wie der Sophienhof oder Citti-Park, oft das zweite Monstrum aus Sicht der Einkaufsstraßenschimpfer, sind für sich erfolgreich, bieten aber der Innenstadt auch Chancen: Es gibt etliche Synergien zwischen dem gebündelt-überdachten Shoppingerlebnis und dem breiten Treiben in der historischen Fußgängerzone – egal aus welcher Architekturperiode. „Ein Einkaufszentrum kann die Innenstadtfunktion übernehmen. Aber wenn sie stark ist, muss sich das Zentrum andocken“, sagt Jahn. Kiel sei dafür groß genug, muss aber seine Extremitäten, Sophienhof und Alter Markt, besser verbinden.
Mit einer Leitbranche: Für Textilien besonderer Qualität oder mit besonders roten Preisschildern kommen Menschen von weit her, lassen Geld und Zeit in der Stadt. Von einzigartigen Konzepten werden auch junge Menschen magnetisch angezogen: Hypes gibt es um spottbillige Primark-Geschäfte, wie vielleicht bald in Kiel, Schlangen gab es in der Vergangenheit in anderen Städten aber auch vor abgehobenen Abercrombie & Fitch-Läden.
Der demografische Wandel ist also ganz unverhofft relevant: Nicht die Online-Jugend beutelt eine attraktive Innenstadt – vielmehr lassen junge Menschen sich schnell richtig begeistern. Viele wollen in Zeiten wirtschaftlichen Wohlstands Produkte mit Image: Bio, Nachhaltigkeit, technische Vernetzung.
So hat diese Bevölkerungsentwicklung Auswirkungen auf das teure Produktsegment: Es gibt weniger, kleinere Haushalte, mit mehr Geld. Die Textilbranche könnte sich am Lebensmittelbereich orientieren: Dort denken Unternehmer längst erlebnisorientierter, verkaufen beispielsweise traditionell getrennte Produkte gemeinsam: Italien-Regal statt Pasta-Regal.
Doch wie kann Kiel zeigen, dass es in der Lage ist, ein solches Einkaufserlebnis zu ermöglichen; nicht nur in planbaren engen Bereichen wie im Sophienhof, im Citti-Park oder in der Holtenauer Straße? Effektiv ist, zunächst jene Menschen beim Einkauf zu begeistern, die ohnehin lang- oder kurzfristig in der Stadt sind: Kieler, Fähr- und Kreuzfahrer. Den Einheimischen kurzfristig die Stärken ihrer Stadt bewusst zu machen, bedeutet auch langfristig ein attraktives Angebot für Touristen zu schaffen. Deren durchschnittlich in Kiel verbrachte Nächte stiegen in den letzten Jahren im Schnitt bereits kontinuierlich und dürften 2016 erstmals zwei Übernachtungen knacken. Kiel kann also immer als Ziel denn als Station wachsen. Eben so relevant sind dafür Tagesbesucher aus der Region, die laut Tourismuschef Uwe Wanger bereits den größten Anteil ausmachen und pro Aufenthalt in der Stadt 37,95 Euro ausgeben.
Für diese Gruppen müssen die neuralgischen Punkte an der Innenstadt-Achse Holstenstraße schnellstmöglich aufgewertet werden. Dort flanieren die per Bahn angereisten Tagesgäste sowie Kreuzfahrer auf ihrem Standardweg zwischen Hauptbahnhof und Ostseekai, dorthin gelangen die Fährgäste aus Norwegen, wenn sie den Sophienhof durchqueren, und aus Schweden, wenn sie auf das Rathaus zuhalten – und sei es (zunächst) auf der Suche nach Verpflegung. Kiel Marketing bietet ihnen fremdsprachige Broschüren (Tipps für zwei, vier Stunden oder einen Tag in Kiel), die blaue Linie und Infotafeln an.
Aber es geht noch mehr: Im Städtetourismus werden im deutschlandweiten Schnitt rund 50 Prozent für Einkäufe ausgegeben, in Schleswig-Holstein sind es fast 20 Prozent weniger. Die Landeshauptstadt Kiel will und muss in der Innenstadt die Kauflust steigern, indem sie sich selbst stärkt, ihre Stärken betont. „Auch die Kiellinie gehört noch zur Innenstadt“, erinnert Peter Vagt von der Kaffeerösterei Heyck, „und wo hat man sowas denn sonst? Das ist doch ein Traum in Kiel.“ An sich zu glauben, aber nicht zu weit abzuschweifen, ist die Herausforderung für die Kieler Innenstadt.
Das Dossier weist m.E. viele gute Ansätze aus, um Kiel neu zu gestalten. Ich hoffe nur, dass es gelingt, auch bei den Neubauprojekten ausserdem auch Aufenthaltsqualität (sprich gemütliche Spots) mit individullem Gesicht zu schaffen. Die geplanten Hotels und Bauprojekte sehen letztlich alle gleich aus. Damit unterstreicht man weder den Bezug zum Norden noch bekommt Kiel damit ein unverwechselbares Gesicht. (Bsp. Kopenhagen-spricht man mit Freunden über Kopenhagen hat jeder gleich ein konkretes Bild vor Augen) Wir brauchen eine Qualitätsoffensive in vielen Details- wie man es jetzt schon sehr positiv am Ratsdienergarten bemerkt.
Noch ein Wort zur Länge der Holstenstrasse. Richtig: sie ist lang, architektonisch auch eher schlecht. Aber das kann ja nicht ewig als Argument herhalten. Wieso kann man nicht z.B. den Asmus-Bremer-Platz als „Zwischenstop“ auch als Platz entwickeln, und den den Alten Markt weiterentwickeln? Bei letzterem würde übrigens schon mal ein Reinigungsaktion etwas bringen. Wer vor Weihnachten einmal von der Holstenstrasse die Stufen zum Alten Markt runter gegangen ist, der musste sich schon fremdschämen für diesen verlotterten Zugang zu den Weihnachtsbuden.(Genau wie an der Rolltreppe zu Holstentörn)
Auch nach den letzten Kritikworten bleibe ich optimistisch für Kiel und ich wünsche allen ein gutes Händchen.
Eins der größten Probleme der Innen- und insbesondere der Altstadt ist die Erreichbarkeit. Seit der Sperrung der Eggerstedtstraße gibt es keine Bushaltestelle mehr mitten in der Altstadt. Holstenbrücke, Bootshafen und Seegarten/Ostseekai liegen jeweils ein gutes Ende vom Alten Markt entfernt. Von außerhalb der Stadt wird die Anreise dadurch erschwert, dass der Hauptbahnhof ein gutes Stück von der Fußgängerzone entfernt ist – man betrachte Hamburg und Hannover zum Vergleich. Dafür bieten Sophienhof und Citti-Park mit hervorragendem Bahnanschluss zu bequeme Alternativen, dasselbe gilt vielleicht in Zukunft auch für den Ostseepark in Raisdorf. Klar, Bahnhofsnähe ist nicht alles, in Lübeck ist das ja auch ein Stück Fußweg zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt, aber Lübeck hat halt im Gegensatz zu Kiel ein paar architektonische Kracher zu bieten. Zurück zur Erreichbarkeit: die Parksituation in der Innenstadt ist bestenfalls scheiße zu nennen. Liest man auch unter jedem Artikel in den Kommentaren: „In der Innenstadt gibt es keine Parkplätze und die sind kostenpflichtig, da fahr ich lieber gleich in den Citti-Park.“, da ist natürlich was dran. Eine Abhilfe wäre es vielleicht, wenn die Innenstadt-Händler den Einkäufern was zum Busticket zuschießen würden, so wie es bei den Parktickets ja auch gehandhabt wird. Grober Plan: für fünf Euro gibt es ein Shopper-Ticket, das ab zehn Uhr für eine Hin- und Rückfahrt in Kiel gilt, und an jeder „Guten Adresse“ kann man sich nen Stempel abholen und beim Einkauf einen Euro oder fünfzig Cent gutschreiben lassen.
Dazu kommt auch, dass ich keine andere Stadt kenne, bei der die Einkaufsstraße so glatt vom Rest der Stadt abgetrennt ist. Will sagen: sobald man die Holstenstraße verlässt, fühlt man sich wie im Hinterhof. Zum Beispiel der Anna-Pogwisch-Platz, im Artikel als „schöner Platz“ bezeichnet, der eine vollkommen unspektakuläre Parkwüste ist. Zum Beispiel die Andreas-Gayk-Straße, an der Intersport Knudsen den Flaneuren sein Hinterteil präsentiert. Wäre ein zweiter Eingang wie etwa bei Karstadt denn zu viel verlangt? Genauso kehrt auch das Nordlicht dem Bootshafen den Hintern zu und erfreut den Besucher mit einem schneeweißen Gang in den Keller, in dem man beinahe Halluzinationen durch sensorische Deprivation bekommt.
Zum Holstenfleet nur so viel: Wer kann denn ernsthaft glauben, es sei eine gute Idee, den stinkenden modderigen Bootshafen und den stinkenden modderigen Kleinen Kiel mit einem Kanal durch die Fußizone zu verbinden? Ist die Hoffnung, dass sich das ganze Plankton im Wasser gegenseitig ausrottet? Oder ist dieses Bauprojekt nur eine Arbeitsbeschaffungsmaßnahme für Poolreiniger?
Und das ist nur die Spitze des Eisbergs…
Hallo, leider ist euch ein Fehler unterlaufen. „1998 eröffnete der Sophienhof“ stimmt nicht, denn es war 10 Jahre früher. Nämlich „1988“.
Die Sperrung der Holstenbrücke ist rücksichtslos gegenüber den Bewohnern in den Ausweichstraßen, wie z.B. Brunswiker oder Rathausstr.