Game of Votes

Ein Tag im Wahlkampf mit sieben Spitzenkandidaten

Noch bis Sonntag haben die Parteien in Schleswig-Holstein Zeit, die Wähler von ihrem jeweiligen Programm zu überzeugen. Doch wie sieht der Teil des Wahlkampfes aus, der abseits von TV-, Radio- oder Zeitungsformaten abläuft? Und wie unterscheidet sich der Tag eines Ministerpräsidenten von dem eines Spitzenkandidaten, der mit der Fünf-Prozent-Hürde kämpft? Wir haben sieben Kandidaten einen Tag lang begleitet.

Raus aus den Federn Die ersten Stunden am Tag

Torsten Albig, 53 (SPD)

06:00 Kurz nach sechs klingelt der Wecker des amtierenden Ministerpräsidenten. Am Wochenende darf es auch mal später sein. Dreimal pro Woche steht Frühsport auf dem Programm. Albig hält sich mit Kraftsport fit. Sein Frühstück: Je nach Laune gibt es Müsli oder Vollkornbrot mit Marmelade, dazu eine Tasse Darjeeling-Tee.

Daniel Günther, 43 (CDU)

06:00 Kieler Nachrichten und Eckernförder Zeitung gehören für Daniel Günther zur Morgenlektüre: „Damit ich morgens gleich informiert bin.“ Berichte, in denen der CDU-Spitzenkandidat auch mal schlechter dasteht, regen ihn nicht auf. Er bezeichnet sich als „nicht beleidigungsfähig“. Heute muss der gewohnte Lauf durch die Eckernförder Landschaft ausfallen. Er hat sich „Halsschmerzen aufgesackt“. Im Wahlkampf bleibt keine Zeit für eine kratzige Stimme. Insbesondere nicht, wenn man – wie Günther es vorhat – Torsten Albig den Rang als Ministerpräsident ablaufen will. Mit Salbeibonbons im Gepäck geht es deshalb um kurz nach acht Uhr los in Richtung Landeshaus. Günther wird von seinem Fahrer abgeholt.

Monika Heinold, 58 (Grüne)

06:30 Monika Heinold steht auf. Als erstes geht sie in die Küche und macht sich wie jeden Morgen einen lauwarmen Zitronensaft. „Ich habe mal in der Zeitung gelesen, dass das auf nüchternen Magen sehr gesund sein soll. Also presse ich jeden Morgen eine Bio-Zitrone in ein großes Glas lauwarmes Wasser.“ Dann holt sie sich ihre Zeitung aus dem Briefkasten.

07:00 Wenn sie ihre Zeitung gelesen, ihren Saft getrunken hat, geht es ins Wohnzimmer, Trampolin springen. Richtig, Monika Heinold springt jeden Morgen Trampolin. In ihrem Wohnzimmer. Sie sei keine begeisterte Sportlerin, als Finanzministerin habe sie auch nicht sehr viel Zeit für Sportkurse. Wie sie springt? „Ich springe einfach. Keine besonderen Bewegungen. Ich reiße meine Terrassentüren auf und springe zu vier Liedern der Neuen Deutschen Welle.“

07:30 Zum Frühstück gibt’s heute ein Brötchen mit Käse und Ei.

08:00 In der Regel fährt Monika Heinold mit dem Fahrrad zur Arbeit.  „Dann nehme ich mir zehn Minuten Zeit, die Presse durchzugehen und trinke eine Tasse Kaffe. Danach habe ich mit meinen Staatssekretären und Pressesprechern eine Lagebesprechung. Wie gehen durch den Tag und besprechen, wann ich wo sein muss. Tja und dann beginnen im Stundenrhythmus die Termine.“ Wenn sie bereits morgens einen Termin hat, holt der Dienstwagen sie ab. „Da die HSH Nordbank in meine Ressortverantwortlichkeit fällt, fahre ich regelmäßig nach Hamburg.“

Wolfgang Kubicki, 65 (FDP)

07:00 Oder auch 30 Minuten später steht Wolfgang Kubicki in Strande auf. Auf den Frühsport verzichtet er („Mir ist ein Haar ausgefallen, ich muss auf meine Gesundheit achten“ ist dabei seine Standardentschuldigung). Beim Frühstück folgt die Presseschau. Die Auswertung der Tagespresse haben bis dahin schon Mitarbeiter für ihn erledigt. Die Welt und die Süddeutsche gehören zu seinen Lieblingszeitungen, mit denen er die verschiedenen politischen Richtungen abdeckt.

Das Frühstück an sich ist ein komplexes Thema bei dem FDP-Spitzenkandidaten. Zu Hause frühstückt er nur süß, zum Johannisbeermarmeladenbrötchen gibt es Milchkaffee. Am Sonntag hingegen bleibt der Kaffee schwarz. Ganz anders jedoch sieht es aus, wenn er unterwegs isst.  „Unterwegs frühstücke ich deftig, weil da nicht ganz klar ist, ob ich noch etwas zum Mittag bekomme“, erklärt Kubicki. Also isst er morgens für mittags vor.

Marianne Kolter, 62 (Die Linke)

06:00 Im Reihenhaus von Marianne Kolter in Pinneberg klingelt kein Wecker. Die Spitzenkandidatin der Linken wacht „immer fünf Minuten vor der Zeit, die ich mir vorgenommen habe,“ auf. Das Frühstück gibt es in zwei Varianten: Müsli, „wenn’s schnell gehen muss“. Und wenn nicht? „Dann gibt es Brötchen vom Bäcker und ausgiebige Zeitungslektüre – das dauert dann aber auch drei Stunden.“

08:00 Ab an den Schreibtisch. „Ich kann morgens am besten arbeiten“, sagt Kolter, die als Ehrenamtlerin von zu Hause arbeitet. Am Laptop klickt sie sich durch die Medienberichte, schreibt Stellungnahmen, plant den Tag. Wichtig dafür ist die Facebook-Gruppe der Partei. Und natürlich das Handy. „Bis vor einem Jahr hatte ich immer nur ein Drei-Monats-Handy rund um die Aktion in Brokdorf am Tschernobyl-Gedenktag“, erzählt die Erfinderin der Mahnwachen am Atomkraftwerk. Doch seit sie Landessprecherin der Linken ist, ist ihr Smartphone ihr ständiger Begleiter.

09:00 Erste Mails aus der Landesgeschäftsstelle ploppen auf. Der Tagesplan nimmt Form an. Es soll erst nach Elmshorn ins Parteibüro, dann nach Schwarzenbek zu Wahlkämpfern gehen, die dort einen mobilen Infostand aufbauen. Für den Abend hat sich prominenter Besuch in Elmshorn angekündigt: Bernd Riexinger, Bundesvorsitzender der Partei, will mit den Linken vor Ort über die „Gerechtigkeitswende“ und die Landtagswahl in Schleswig-Holstein sprechen.

Lars Harms, 52 (SSW)

06:30 Für Lars Harms beginnt der Tag im heimischen Husum. Zum Frühstück kommt Brot auf den Tisch, etwas Margarine, Ziegenkäse und Wurst in Aspik – „Da steh ich total drauf.“ Ganz wichtig zur frühen Stunde: „Eine heiße Tasse Kaffee, schwarz wie die Nacht, gerne auch zwei oder drei davon, damit sich die Augen überhaupt öffnen.“

Patrick Breyer, 40 (Piraten)

06:00 Jetzt, spätestens aber in 10 Minuten, klingelt der Wecker von Patrick Breyer. Nicht nur im Wahlkampf, auch sonst. Der Spitzenkandidat der Piraten ist ein Morgenmensch, dann arbeitet er am besten, sagt er. Frühsport? „Nee, das nicht…“ Zum Frühstück gibt es schnell ein Müsli, dann legt Breyer auch schon los, kümmert sich erst mal um Informationen – und um die sozialen Netzwerke: Seine Partei nutzt Facebook, Twitter, die Fraktion auch Instagram.

08.07 Patrick Breyer setzt seinen ersten Tweet ab.

Termine, Termine, Termine... Der Vormittag

Torsten Albig

07:30 Der Dienstwagen wartet vor der Haustür. Der Ministerpräsident wird morgens von seinem Fahrer abgeholt. Einfach mal mit dem Fahrrad oder zu Fuß zur Arbeit ist für ihn undenkbar – Sicherheitsbestimmungen müssen eingehalten werden. Sobald Albig das Haus verlässt, ist er – bis auf wenige Ausnahmen – von Personenschützern umgeben. Manchmal, sagt er, würde er den kurzen Weg zur Staatskanzlei schon gerne mit dem Rad zurücklegen, doch „da müsste dann jemand mit dem Auto hinter mir herfahren – das fände die Polizei nicht so lustig.“ In der Staatskanzlei geht es zwischen 8 und 9 Uhr los.

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Albig-Blücher

Isabelle Breitbach

10:00 Am Kaffeestand von Philine Busche, einem alten Renault Estafette auf dem Blücherplatz, sollte Albigs Wahlkampftag beginnen. Der heutige Barista-Praktikant Torsten Albig lässt rund 20 Minuten auf sich warten, duckt sich aber doch noch in den Kaffeewagen und übernimmt für anderthalb Stunden den Verkauf von Backwaren und Heißgetränken. Nicht alle Kunden sind von der Aktion begeistert: „Der Albig soll nicht Kaffee saufen, sondern regieren“, wettert eine Frau, die beim Ministerpräsidenten offenkundig nichts kaufen möchte und nach der Chefin verlangt. Dann kommt Albigs Lebensgefährtin Bärbel Boy. Als sie Birnentarte und Plätzchen kauft, verrechnet sich Albig beim Kassieren.

Trotz Medienrummels nutzen einige Kunden die Gelegenheit, neben ihrer Bestellung auch politische Anliegen beim Spitzenkandidaten der SPD loszuwerden, „mehr Kitaplätze“ oder „weniger Zeitarbeit“ zum Beispiel. Chefin Philine wünscht sich für die Zukunft ebenfalls etwas von ihm, bevor es um 12 Uhr weitergeht zum nächsten Termin: „mehr Unterstützung für Selbstständige und mehr Fahrradwege“.

Daniel Günther

08:45 Auch im Wahlkampf ist die interne Absprache in der Fraktion für Günther wichtig. Im Moment bleibt dafür einmal in der Woche Zeit. Deshalb treffen sich die Referenten der Fraktion für zwei Stunden, um Themen abzusprechen.

11:10 Der schwarze Audi mit Fahrer steht schon vor dem Landeshaus bereit: Preetz, Schenefeld, Friedrichskoog und Brunsbüttel – Für Daniel Günther und sein Team geht es heute von Ost nach West. „So geht es im Moment eigentlich jeden Tag einmal quer durch das Land“, sagt Günther, der von all dem Trubel anscheinend nicht aus der Ruhe gebracht wird: „Es geht nicht anders. Schleswig-Holstein ist ein großes Land und die Verkehrsverbindungen sind nicht optimal.“ Tage mit 12 Stunden und mehr sind im Moment normal. Die „heiße Phase“ im Wahlkampf läuft seit März. Sein Geheimrezept: „Der sportliche Ausgleich hilft, solche Tage auch durchzustehen.“

11:15 „Wo geht es jetzt als erstes hin?“, Günthers Blick geht nach vorne zu Referentin Jana Behrens, die gerade auf den Beifahrersitz des Audi gestiegen ist. Der bis zum Bersten gefüllte Ordner mit Akten landet im Fußraum neben Günther. Im Auto gibt es das erste von vielen kurzen Briefings.

12:00 Im Nieselregen geht es über den Parkplatz der Preetzer Werkstätten, einer Einrichtung für Menschen mit Behinderung. Dort herrscht schon helle Aufregung.

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Sönke Ehlers

Nicht jeden Tag bekommen die Mitarbeiter so viel Besuch wie heute. Doch in der Einrichtung wird nicht nur gearbeitet. Beim Thema Sport wird Günther hellhörig: „Was  machen sie denn?“. „Na, alles, was sie können und woran sie Spaß haben“, erwidert Parteikollege Peter Sönnichsen.

Monika Heinold

08:25 Der erste Termin führt sie heute nach Ascheffel, Kreis Rendsburg-Eckernförde, zum Biohof Saelde. Das Auto fährt ein Parteimitglied, es regnet unablässig. „Wat’n Schietwetter heute“, murmelt Heinold in ihr Notebook, während sie Mails durchgeht.

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Heinold auf dem Biohof Saelde.

Alev Dogan

08:55 „Wir sind in erkennbar ländlichem Bereich.“ Monika Heinold schaut aus dem Fenster. Während ihr Mitarbeiter die eine oder andere falsche Abbiegung nimmt, schminkt sich Heinold. Ein bisschen Lippenstift, ganz klein wenig Puder. „Claudia, haben wir meine Regenstiefel im Kofferraum?“, fragt sie ihre Sprecherin. Ja, hat sie. Sie hat auch einen zweiten dickeren Pullover, ein Stirnband und einen schicken Blazer im Kofferraum. Geheimnis einer viel beschäftigten Frau: Trage deinen halben Kleiderschrank bei Dir, so bist Du für jeden Fall gerüstet.

09:00 Heinold möchte alles vom Biohof sehen. Es sieht ein wenig lustig aus, wie sie mit ihren 1,62 Metern in Gummistiefeln durch die Felder stapft. „Ich komme selbst vom Land, bin eine echte Schleswig-Holsteinerin“, sagt sie.

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Alev Dogan

09:45 Der erste Kaffee mit den Betreibern des Hofs. Seit 1987 wird der Hof von der Lebensgemeinschaft Hof Saelde bewirtschaftet, eine vollstationäre Integrationseinrichtung für erwachsene Menschen mit geistigen Behinderungen.

10:10 Fernsehjournalisten wollen O-Töne von Heinold. „Wenn es um die Politik der Grünen geht, muss das Interview auch im Grünen stattfinden“, sagt ein Redakteur. Also stellt sich Heinold in den Regen und gibt Videointerviews. Im Hintergrund Kühe. „Bio muss bezahlbar sein“, sagt sie in die Kamera.

10:45 Heinold liest sich in die Themen des nächsten Termins ein. Wenn sie nicht liest, telefoniert sie. Sie erreicht die Nachricht, dass Sylt jetzt auch plakatiert wird. Das Monika-Mobil ist auf dem Weg in den „MarktTreff“ zu einem Treffen mit Vertretern des Amts Hüttener Berge. Sie legt Lippenstift nach und einen Hauch Rouge auf.

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Alev Dogan

11:24 Eine Powerpoint-Folie mit dem Titel: „Erwartungen des Amts Hüttener Berge an Monika Heinold“: Die Spitzenkandiatin der Grünen trinkt ihre zweite Tasse Kaffee. Auf der nächsten Folie ist eine Excel-Tabelle mit Überschriften wie „Finanzausgleich alt/neu“ und „Umlagegrundlagesimulation“ zu sehen. Heinold richtet sich auf. Zahlen sind ihr Ding („Ich liebe Zahlen, sie sind so schön konkret.“). Bevor sie Finanzministerin wurde, war sie 16 Jahre finanzpolitische Sprecherin und ja, in der Schule war Mathe ihr Lieblingsfach.

Sport war mir verhasst, ich konnte nichts, nicht springen, nicht laufen, nichts. Hab' auch nie eine Urkunde bekommen bei den Bundesjugendspielen. Monika Heinold, Bündnis 90/Die Grünen

12:30 Monika Heinold schaut aufs Handy. Sie hat Hunger. „Das Mittagessen ist mir sehr wichtig, das weiß auch mein Team. Meistens esse ich etwas Leichtes, um keinen Durchhänger am Nachmittag zu bekommen.“ Trotz aller Zahlen und Rechnereien, muss auch dieser Termin nun zu Ende gehen.

Wolfgang Kubicki

10:00 Vor den Terminen im Wahlkampf noch einmal schnell in der Fraktion vorbeischauen. Wenn das Landeshaus nicht ruft, fährt er morgens in seine Kanzlei. Momentan ist die Arbeitsverteilung zwischen Politik und Anwaltstätigkeit mit 80 Prozent zu 20 Prozent aufgeteilt. Noch im Auto postet Kubicki seinen ersten Facebook-Post des Tages.

11:00 Ankunft am Offenen Kanal in Kiel. Die zehnte Klasse des Thor-Heyerdahl-Gymnasiums wartet schon gespannt. Nach einem Briefing geht es rasch zur Sache. „Und Action.“ Die Kamera läuft. Wolfgang Kubicki debattiert mit der 15-jährigen Meri Nehlsen zum Thema Innere Sicherheit. „Man darf Sicherheit nicht privatisieren“, mahnt Kubicki. Mehr Eigenprävention fordert die Schülerin. Ein Schlagabtausch ist für den Politiker Alltagsgeschäft, über die (vorgegebene) Position und die Gegenargumente der Schülerin ist er dennoch überrascht. „Sie ist bestimmt in einem Debattierclub.“ So ist es. Die 15-Jährige nahm am Landesfinale von „Jugend debattiert“ teil.

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Wolfgang Kubicki stellt sich den Fragen der Zehntklässler.

Fatima Krumm

11:30 Nach dem Rededuell stellt er sich den Fragen der Schüler. Themen, die die Jugendlichen interessieren, sind nicht die HSH Nordbank oder Schuldenbremse. Stichwort „Homo-Ehe“: „Ich praktiziere eine mischgeschlechtliche Ehe und das sehr erfolgreich, jedoch soll jeder so leben dürfen, wie er möchte.“ Stichwort Inklusion: „Wir müssen erst die richtigen Voraussetzungen schaffen, dann umsetzen.“ Stichwort Bildung: „In einer Informationsgesellschaft muss man lernen, wie Wissen sinnvoll geordnet und verwertet wird. Alle Schulen brauchen WLAN.“ Stichwort Flüchtlinge: „Wir fordern seit 1996 ein Einwanderungsgesetz.“ Stichwort Unfähigkeit: „Ich kann keinen Fernseher einstellen. Und singen nur, wenn ich genug getrunken habe.“ Stichwort wählen gehen?

Menschen sind dafür gestorben, um ihre Stimme abzugeben. Also nutzt Eure Chance. Wolfgang Kubicki, FDP

13:00 Am FDP-Stand in der Holtenauer Straße trifft Kubicki auf Passanten. Tiefsinnige Gespräche finden dabei nicht statt. „Man wechselt zwei, drei Sätze. Hier zählen nur Eindruck und Wirkung.“ Über die mache sich der 65-Jährige wahrlich Gedanken. Schließlich habe sich die Zielgruppe bei den Damen verändert. Die 70-Plus-Damen halten ihn aber noch für einen „unheimlich interessanten Mann“.

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Fatima Krumm

13:40 Wie üblich kommen auch hier Menschen vorbei, die weder Kugelschreiber noch Blumensamen abstauben wollen, sondern Kubickis juristischen Rat suchen. Gewohnte Situation. Die GEZ-Probleme eines Bürgers kann und will der Strafverteidiger aber doch nicht auf der Straße lösen. Zwischendrin immer mal wieder ein Blick aufs Smartphone. Sein engster Handykontakt sind weder sein politischer „Frienemy“ Ralf Stegner noch seine Frau. Mit seiner Sekretärin schreibt er am häufigsten, so informierte sie ihn soeben über eine Interviewanfrage des russischen Senders Sputnik. Mit Instagram und Snapchat hat er zwar nichts zu tun, die Facebook-Likes checkt er aber regelmäßig.

Marianne Kolter

10:30 Auf geht’s ins Parteibüro nach Elmshorn. Im Carport steht ein Kombi. „Da passt ein ganzer mobiler Wahlstand rein“, sagt Kolter. Trotzdem fährt sie fast immer mit öffentlichen Verkehrsmitteln. „Ich bin ÖPNV-Expertin.“ Aus Prinzip. „Und weil ich im Zug gut arbeiten kann.“ Nur fünf Minuten braucht Kolter zu Fuß zum Bahnhof.

11:00 Hausputz im Parteibüro. Wenn Bernd Riexinger kommt, soll alles schön hergerichtet sein. Kreissprecher Klaus-Dieter Brügmann ist schon dabei, Kartons mit Info-Material und Wahlkampf-Giveaways in Nebenräumen verschwinden zu lassen. Tische rücken, Stühle schleppen, Getränke bereitstellen – Marianne Kolter packt mit an.

12:00 Ein Genosse kommt ins Büro. Er hat eine Woche Urlaub und möchte sie nutzen, um zu „stecken“. Heißt: Kurzwahlprogramme in Briefkästen werfen. Auf einem Stadtplan wird genau vermerkt, welche Straßenzüge schon abgeklappert sind und wo noch gesteckt werden soll.

12:15 Planänderung. Ein Blick in die Bahn-App verrät: Der Weg nach Schwarzenbek ist zu weit, um rechtzeitig um 17 Uhr wieder in Elmshorn zu sein. Denn dort will Kolter dabei sein, wenn Bernd Riexinger sich mit der Führungsetage der IG Metall Unterelbe trifft.

12:30 Hektik bricht aus. Eine Schule hat zur Podiumsdiskussion geladen, die Linke noch keinen Kandidaten, der daran teilnehmen könnte. Erschwerend kommt hinzu, dass der Termin ausgerechnet auf den Tag des Besuchs von Bundestags-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht in Kiel fällt. Da ist es nicht leicht, eines der wenigen jungen Parteimitglieder für eine Schuldiskussion zu finden. Auch der Haustür-Wahlkampf fällt in diesem Jahr wegen zu dünner Personaldecke aus. Für den Schulbesuch ist Kolter aber noch optimistisch und greift zum Handy.

Lars Harms

08:00 Von Husum geht’s für Lars Harms zunächst Richtung Landeshauptstadt Kiel. In knapp zwei Wochen ist die Landtagswahl. Doch nicht nur Wahlkampf steht auf dem Programm. Die Geschäfte in der Regierungskoalition laufen weiter. Das heißt: lesen, telefonieren, informieren, Gespräche führen. „Politik ist schon mit sehr viel Aufwand verbunden. Das ist eine anstrengende Kiste. Wer meint, ein Job im Landtag wäre mit 38, 5 Stunden in der Woche und freien Wochenenden zu schaffen, der wäre dort fehl am Platz.“ Die Zeit im Auto kann Harms produktiv nutzen – ihm steht ein Fahrer zur Verfügung. „Sonst ginge das auch alles nicht“, sagt er.

Patrick Breyer

09:15 Patrick Breyer erscheint pünktlich am Treffpunkt, in seinem Privatauto, einem kleinen Toyota. Einen weiteren Journalisten hat er schon eingesammelt. Dienstwagen, Fahrer? Fehlanzeige, der Landtagsabgeordnete mag es bescheiden. Er kritisiert, dass Politikern die Bürgernähe abhanden gekommen sei, gerade finanziell. Mehr als 40 000 Euro an Zulagen, die er als Fraktionsvorsitzender erhält, hat er deshalb zurücküberwiesen. Erster Termin des Tages: Eine Erstwählerveranstaltung an der VHS Glückstadt. Die wichtigen Dinge des Tages klärt er in einem kurzen Briefing mit den Kollegen am Telefon, zum Beispiel die genaue Adresse des Zielortes für das Navi.

Was bedeutet Wahlkampf für Sie, Herr Breyer?

10:50 Gerade rechtzeitig angekommen. Das Navi lotst Breyer auf Französisch in Richtung Elbe. Warum? Der Pirat möchte in seiner zweiten Fremdsprache neben Englisch nicht aus der Übung kommen. Breyer kommt aus Hessen, da ist Frankreich näher. Seine Mutter ist Französischlehrerin.

11:00 Die Aula der VHS füllt sich mit Neunt- und Zehntklässlern, fünf Kandidaten und ein Moderator nehmen ihre Plätze auf dem Podium ein: Neben Patrick Breyer sind Hans-Jörn Arp (CDU), Stefan Bolln (SPD), Bernd Voß (Die Grünen) und Stefan Goronczy (FDP) vor Ort. Breyer ist der einzige Spitzenkandidat in der Runde, für den Wahlkreis Steinburg West hat sich kein Direktkandidat für die Piraten gefunden. Moderator Kay Mordhorst stoppt ihre Redezeit mit einer Eieruhr. In zwei Stunden kommen Themen wie Schulpolitik, Energiewende, Infrastrukturprojekte und Landwirtschaft aufs Tableau. Die wenigsten schaffen es, die Fragen der Schüler knapp und verständlich zu beantworten. Einige schweifen ab, Unruhe kommt auf: „Manche von denen reden einfach nur wie ein Wasserfall“, findet eine Schülerin. Breyer punktet, indem er genau das nicht tut. Forderungen wie die erlaubte Handynutzung an Schulen und eine Anerkennung von E-Sport als Sport treffen einen Nerv.

Mittagessen Belegte Brote, ein paar Kekse und Hühnerfrikassee

Torsten Albig

14:00 Fast zwei Stunden dauert die rund 140 Kilometer lange Autofahrt nach Dagebüll. Und gleich weiter, mit der Fähre nach Wyk auf Föhr. Dies ist kein reiner Wahlkampftermin. Torsten Albig muss sich weiter um seine Amtsgeschäfte kümmern. In diesem Fall: ein Treffen mit der Wyker Dampfschiffs-Reederei Föhr-Amrum (W.D.R.). Thema ist der Ausbau der Infrastruktur in Schleswig-Holstein: Nicht nur Autobahnen gehören dazu – auch Fähren, deren Anlegepunkte und ihre Erreichbarkeit.

Der Ministerpräsident nutzt die Überfahrt für ein schnelles Mittagessen – Chili Con Carne. Ansonsten käme er heute nicht dazu. Zeit für Erholung bleibt unterwegs nicht. In seinem Job gibt es keine regelmäßige Mittagspause. Sonst nimmt er sich manchmal ein Brot für mittags mit – und einen selbstgemixten Green Smoothie: „Ich versuche schon, mich gesund zu ernähren, aber das funktioniert nicht immer.“

Daniel Günther

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Sönke Ehlers

13:00 „Azubis können ja teilweise nicht einmal mehr den Dreisatz“ – Beim Unternehmertreffen in der Firma Mirold in Preetz hört sich Günther die Sorgen und Vorschläge der regionalen Betriebe an. Immer wieder reicht ihm Referentin Jana Behrens den Teller mit belegten Broten: „Das ist unser Mittagessen für heute – wir haben keine Zeit, zwischendurch anzuhalten.“ Keine Dreiviertelstunde später rast der dunkle Audi über die Landstraße.

Daniel Günther sitzt in auf der Rückbank. Von hier aus regelt der Spitzenkandidat der CDU derzeit alle seine Geschäfte. Kein leichtes Unterfangen für jemanden, dem eigentlich beim Autofahren schlecht wird. Günther hat sich damit arrangiert.

In geschlossenen Ortschaften, wo viel angefahren wird und viele Kurven sind, telefoniere ich. Auf der Autobahn versuche ich dann, zu lesen. Daniel Günther, CDU

Ein guter Plan, der nicht immer gelingt, wie Günther zugibt: „Nach dem Urlaub ist es besonders schlimm. Das letzte Mal musste ich ’ne Woche echt kämpfen.“

Monika Heinold

13:10 Zum Mittagessen geht es in den Biomarkt Eckernförde. Heinold entscheidet sich für Hühnerfrikassee. Einige Gäste schauen sie verstohlen an. „Ist das nicht die Finanzministerin?“ Ihr Lieblingsessen? Spargel mit Kartoffeln und zerlassener Butter.

Wolfgang Kubicki

14:06 Der Hunger kommt. Der Durst noch mehr.  Pressesprecherin Susanne Wilke hat ihm beim Bäcker Wasser und Käsebrötchen organisiert. Auf sein Lieblingsessen, Entenbrust oder Kohlrouladen, muss er an solchen Tagen verzichten. Während er im BMW sein Käsebrötchen verspeist, findet er noch Zeit für das Telefoninterview der Russen. Thema: Die Nicht-Beleuchtung des Brandenburger Tores in russischen Nationalfarben nach dem Anschlag in St. Petersburg.

Marianne Kolter

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Merle Schaack

14:00 Die Hose rutscht. „Ich esse seit Wochen zu wenig“, sagt Kolter schulterzuckend. Keine Zeit. Ein paar Kekse müssen reichen. „Mittagessen habe ich mir schon nach der Uni abgewöhnt“, erzählt die Soziologin. Manchmal habe sie etwas Obst oder einen Joghurt dabei. Heute ist nur ein kurzer Stopp in einem Eiscafé drin, bevor sie sich dem leiblichen Wohl anderer widmet: Für den Besuch von Bernd Riexinger will sie noch schnell ein paar Salzstangen, Mandarinen und Weintrauben kaufen. „Er hat ja nur eine halbe Stunde Zeit zwischen dem Termin bei der IG Metall und der Abendveranstaltung bei uns. Irgendwann muss der Mann ja was essen!“

Lars Harms

12:00 Zeit zum Verschnaufen bleibt selten im Politikbetrieb. Eine kleine Stärkung zwischendurch muss aber sein. Für Fudge – ein traditionelles Gebäck aus Nordfriesland – schwärmt Lars Harms. Zu oft greift er aber nicht zu. Gleiches gilt für reichhaltig gedeckte Buffets bei Empfängen oder Besprechungen. „Da halte ich mich meistens von fern. Ich versuche, mich vernünftig zu ernähren. Denn bei dem Job sollte man schon einigermaßen körperlich fit sein.“ Wenn es die Zeit zulässt, geht Harms laufen, schwimmen oder fährt Fahrrad. Heute geht es erst mal wieder ins Auto. Der nächste Termin ruft.

Patrick Breyer

13:00 Eigentlich Zeit für eine Mittagspause. „Schafft man aber nicht immer, manchmal kommt man erst abends zum Essen.“ Auch jetzt muss der leere Magen warten, zuerst schnell zurück nach Kiel. Breyer winkt den Schülern, die auf dem Weg zum Bus durch Glückstadt laufen, im Vorbeifahren noch einmal zu. „In Sachen Infrastruktur könnte man hier viel verbessern“, findet er. Einen Nahverkehrsbeitrag, der auf alle verteilt wird, würde er gerne einmal testen, „um zu gucken, ob das klappt und es auch alle wollen“.

Termine am Nachmittag Telefonieren, Hände schütteln, für die Partei werben

Torsten Albig

15:00 Die Reederei nimmt den Ministerpräsidenten mitsamt Journalisten im Schlepptau mit auf eine kleine Inselrundfahrt mit dem Bus. Albig soll sich ein Bild davon machen, was auf Föhr in Sachen Tourismus und Bauprojekte passiert ist – und sehen, was noch ausbaufähig ist.

15:40 Zwischenstopp an der Kirche St. Laurentii in Süderende. Zeit, einen kurzen Blick hineinzuwerfen. Die Kirche ist ein Ort, an dem der gläubige Protestant Albig sich offensichtlich wohlfühlt. Mit von der Partie sind auch hier drei Personenschützer – aus Sicherheitsgründen sollten sie Albig eigentlich immer begleiten. Wenn er mal privat einkaufen, ins Kino oder ins Theater will, kann der Ministerpräsident allerdings selbst entscheiden, ob sie mitkommen oder nicht.

16:30 Zurück nach Dagebüll. Zum Abschluss der Fährentour erklimmt Albig die Brücke des Schiffes.

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Albig-Schiff

Isabelle Breitbach

17:20 Vom Fährhafen aus geht es direkt weiter nach Heide. Zum Konzert- und Ballhaus Tivoli sind es fast 90 Kilometer nach Süden. Ein Dorf nach dem anderen, wieder fast 90 Minuten Fahrt. Nur ein Hindernis auf der Strecke und der Wahlkampftermin am Abend wäre in Gefahr.

18:55 Heide. Alles wartet, jetzt wieder auf den Spitzenkandidaten: „Torsten Albig im Gespräch“. Doch der wurde aufgehalten, trudelt erst nach 19 Uhr ein. Wie steht er den Wahlkampf durch, mit der Doppelbelastung als amtierender Ministerpräsident? „Ich habe das über viele Jahre trainiert – es ist ja nicht mein erster Wahlkampf“, erklärt Albig. Der Umfang an Terminen und Verpflichtungen sei eigentlich nicht anders als sonst. Nur arbeite er da nicht an Kaffeebars.

Daniel Günther

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Sönke Ehlers

15:00 „Unser neuer Ministerpräsident!“, ruft ein bekennender CDU-Wähler, als Günther das Hotel „Zum Nordpol“ in Schenefeld betritt. „Auf eine Tasse Kaffee mit Daniel Günther“ heißt das Format, mit dem der 43-Jährige quer durch das Land tourt. Der holzverkleidete Saal ist gut gefüllt. Neben Keksen und warmen Getränken gibt es CDU-Gimmicks. Günther setzt sich hier und da dazu, grüßt, macht Smalltalk, hört zu.

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Sönke Ehlers

17:00 Holzverkleidung, Sparschrank, Feierabendbier. Die Gaststätte „Zur Stöpe“ wirkt, als würden das aktuelle Zeitgeschehen hier keinen Einfluss nehmen. Im hinteren Saal zeigt sich: weit gefehlt. Die 60 Friedrichskooger, die hierher gekommen sind, sind sauer auf die Landesregierung. Stinksauer, um genau zu sein. Streitpunkt Nummer eins: Der Hafen. „Das ist alles saumäßig gelaufen“, sagt ein Friedrichskooger, „Wir sind in die Entscheidungen nicht einbezogen worden.“

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Kerstin Tietgen

18:45 „Schon wieder Mc Donald’s“– Das schlechte Gewissen klingt mit. Für mehr ist keine Zeit. Die Diskussion mit den Bürgern in Friedrichskoog hat länger gedauert als gedacht. Eigentlich ist Günther gesunde Ernährung sehr wichtig: „Ich bin niemand, der nascht.“ Und eigentlich will der Spitzenkandidat auch im Wahlkampf darauf achten, dass er warme Mahlzeiten zu den richtigen Zeiten bekommt, dass Salat dabei ist und nicht jeden Tag Fleisch auf dem Speiseplan steht. Aber das ist mit der Realität kaum zu vereinbaren: „Das ärgert mich auch.“

19:30 „Mit oder ohne Sakko? Krawatte weg?“, Günther klärt mit Referentin Jana Behrens die letzten Fragen. Sie steckt ihm schnell noch eine Hustenpastille zu. Ob die Halle schon voll sei? „Ja, doch fast alle Plätze besetzt.“ Letzte Handgriffe an Kragen und Haaren – Günther hat sich dann spontan doch für Krawatte und Sakko entschieden – dann ist: Showtime! Es hat schon etwas von Popstar, wenn Daniel Günther mit seinem Headset-Mikro zu schmissiger Musik die Bühne im Elbeforum in Brunsbüttel dynamisch entert. Das Publikum geht voll mit.

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Sönke Ehlers

Eine gute Stunde spricht Günther über seine Kernthemen: Bildung, Infrastruktur, innere Sicherheit. Das Publikum ist begeistert. Auch Ernst-Wilhelm Wörmcke (84) aus Averlak hat der Vortrag überzeugt: „Aber hier sind ja alles CDU-Wähler. Man muss das auch nach draußen tragen.“

Monika Heinold

14:00 Am Nachmittag geht es nach Quarnbek zu einem Treffen mit dem (grünen) Bürgermeister Klaus Langer. „Ich zähle zu den eher nicht ganz so Dunkelgrünen“, sagt dieser über sich. Er freue sich jedes mal riesig, wenn er seine drei Windräder sehe, wie sie sich „majestätisch“ drehen und mit jeder Umdrehung seine Gemeindekasse klingelt. Die beiden reden über die Probleme im Kieler Umland.

15:50 „Sag mal hast du auch Muskelkater?“, fragt Heinold ihren Fahrer. Sie hatten gestern einen Wahlkampftermin in der Kletterhalle. Wie will sie eigentlich mit Abgeordneten der AfD umgehen, sollte ihre Partei es in den schleswig-holsteinischen Landtag schaffen? „Unser vorderstes Ziel ist es erstmal, diese Partei aus dem Landtag rauszuhalten. Das müsste das ehrgeizige Ziel aller demokratische Parteien sein.“ Und wenn trotzdem genug Bürger sie wählen, sodass sie die Fünf-Prozent-Hürde nehmen können? „Professionell mit ihnen umgehen wie mit allen anderen auch, ihnen also nicht die Möglichkeit geben, zu behaupten, dass sie irgendwie benachteiligt würden.“

16:00 Der Regen prasselt unerbittlich auf die Holtenauer Straße. Keine guten Bedingungen für Wahlkampf auf der Straße. „Es gibt eine positive Grundstimmung bei den Wählern, in den Gesprächen bekomme ich auch persönliche Anerkennung.“ Auf den Wahlplakaten der Grünen ist nicht nur die Spitzenkandidatin Heinold zu sehen, sondern auch Robert Habeck – weil er beliebter ist als sie? „Robert hat einen großen Anteil an unserem Erfolg. Er ist der beliebteste Politiker in Schleswig-Holstein. Die Bürger sollen wissen, dass, wer die Grünen wählt, Robert als Energie- und Umweltminister bekommt.“

18:00 Auf dem Weg zur Parteiratssitzung. Wie geht ihre Partei denn damit um, dass sie in bundesweiten Umfragen ganz schön an Kraft verliert? „Wir sagen: Bundestrend, Du bist hier nicht zu Hause.“ Man weiß gar nicht, ob man diesen Spruch unfassbar altbacken, oder nicht doch irgendwie ein bisschen süß finden soll. Heinold erwartet am 7. Mai jedenfalls ein zweistelliges Ergebnis.

19:00 Interner Parteirat in der Landesgeschäftsstelle. Wird sie im Wahlkampf auch auf die HSH-Nordbank angesprochen? „Selten. Das spielt kaum eine Rolle. Manchmal kommt der Ärger und Frust rüber, aber die Menschen ärgern sich ja zu Recht, ich ärgere mich ja auch. Mir persönlich lasten sie das aber nicht an. Die Menschen in Schleswig-Holstein wissen, dass es Altkredite sind.“

Wolfgang Kubicki

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Kubicki
Bruno und Wilma Lemke sichern dem FDP-Spitzenkandidaten ihre Unterstützung zu.

Fatima Krumm

15:00 Wahlstand in Eckernförde. Kubicki kandidiert für den Wahlkreis Eckernförde.  Dass er einer der beliebtesten Politiker Schleswig-Holsteins ist, ist ihm bewusst. „Mir sagen Leute immer, ich soll so bleiben, wie ich bin. Schlitzohrig und mit britischem Humor.“ Die Passanten Wilma und Bruno Lemke freuen sich über einen Plausch mit ihm. „Unsere Stimmen hat er. Herr Kubicki ist sehr direkt und lässt sich nicht in die Ecke schubsen“, sagt das Rentnerpaar. So sieht sich der Kandidat auch selbst. Zum Thema Flüchtlinge bezieht er klare Stellung. „Ich war jahrelang Vizepräsident der Deutsch-Arabischen Gesellschaft, ich weiß wovon ich spreche. Wer da sagt, eine Million Flüchtlinge seien ein Gottesgeschenk… Ich habe keine Sorge in ein rechtsradikales Lager gedrängt zu werden.“ Daraus, dass er im September in den Bundestag einziehen will, macht der 65-Jährige keinen Hehl: „Was kann es besseres für ein Bundesland geben als einen durchsetzungsstarken Politiker in Berlin?“

Was ist das Beste am Wahlkampf?

16:10 Auf zu den Bauern mitten im Lande, zu einem Thema, von dem er „keine Ahnung“ hat. „Ich weiß noch gar nicht, was ich da erzählen soll“, scherzt Kubicki. Es geht um Rechtsberatung in finanziellen Angelegenheiten.

18:30 Die erste Weinschorle des Tages genießt Wolfgang Kubicki sichtlich. Auf der Fahrt nach Steinbergkirche, einer Gemeinde des Kreises Schleswig-Flensburg. Jetzt geht es in den Salon eines edlen Landhauses. Der Gesellschafter Kai Kochmann aus Berlin hat den Politiker als Gastredner eingeladen. Im „liberalen Salon“ debattieren Privatpersonen politische Themen. Kubicki reflektiert sein Leben, als Jugendlicher wollte er sich dafür einsetzen, dass niemals mehr ein Krieg von deutschem Boden ausgeht. Und nun geht es um Digitalisierung, Flüchtlinge, Terror und Bildung. Ebendiese Themen, die schon die Schüler und Passanten beschäftigten.

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Wolfgang Kubicki (rechts auf dem Sofa) im 'liberalen Salon'.

Fatima Krumm

21:30 Die Uhrzeit ist dann auch egal. Neben Häppchen und Weinschorle halten Anekdoten und Diskussionslust den sichtlich ermüdeten Kubicki wach. Der Fahrer vertreibt sich die Zeit mit Fernsehen im Cockpit.

Marianne Kolter

17:00 Treffen in der Verwaltungsstelle der IG Metall Unterelbe. Es geht um prekäre Beschäftigung und das Rentensystem. Gewerkschafter und Politiker sind sich einig: So wie jetzt geht es nicht weiter. Um Veränderungen anstoßen zu können, wollen Bernd Riexinger und Marianne Kolter auf Bundes- und Landesebene bei den Wahlen erfolgreich sein. „Kabbelt euch nicht so viel“, gibt ihnen IG-Metall-Geschäftsführer Kai Trulsson für den Wahlkampf mit auf den Weg.

18:30 20 Zuhörer sind zum Vortrag von Bernd Riexinger ins Parteibüro gekommen. Die Wahlhelfer wollen vom Mann aus Berlin Argumente, mit denen sie an den Infoständen punkten können. Was sage ich, wenn ich gefragt werde, wie wir höhere Renten finanzieren wollen? Wie ist die offizielle Position zur Lage in Syrien? Und wie erkläre ich den Unterschied zwischen dem heute von der Partei angestrebten demokratischen Sozialismus und den einstigen Zielen der SED? Als die Diskussion zu ideologisch wird, muss Kolter als Moderatorin erstmals eingreifen. Sie ist müde. Nach gut zwei Stunden beendet sie die Veranstaltung.

Lars Harms

14:00 Der Chef holt Kaffee. Lars Harms versorgt die SSW-Helfer am Wahlstand mit Heißgetränken. Sie haben ihn heute auf den Lindenplatz in Pinneberg eingeladen. Pinneberg – kein SSW-Kerngebiet, aber Lars Harms kommt auch hier mit Passanten ins Gespräch. Unkompliziert, direkt, bodenständig – mit Harms schnacken die Leute gerne.

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Harms-Pinneberg

Florian Sötje

15:15 Bei den jüngsten Besuchern am Pinneberger Wahlstand stehen die SSW-Luftballons hoch im Kurs. Apropos jung: Bei dieser Landtagswahl darf erstmals ab 16 Jahren abgestimmt werden. Wie erreicht Harms die jungen Erstwähler? „Ich tingel’ wie viele andere Politiker auch durch die Schulen. Es ist aber in einer Demokratie auch eine hohe Schuld, sich selbst zu informieren. Das sollte auch die Pflicht der 16-Jährigen sein, die jetzt das Recht haben, zu wählen. Es wäre schon toll, wenn die jungen Leute zur Wahl gehen. Es geht um ihre Zukunft“

Ich bin 52, ich komm' schon irgendwie durch. Aber ein 16-Jähriger hat alles noch vor sich. Und wenn er das mitgestalten kann, dann sollte er das auch tun. Lars Harms, SSW

16:30 Rein ins Auto, zurück auf die Autobahn in Richtung Husum. Am nächsten Tag wird er im Kieler Sophienhof den Bürgern Rede und Antwort stehen. Die letzten zwei Wochen vor der Landtagswahl steht kein freier Tag im Terminkalender. Warum er seit mittlerweile 26 Jahren im Politikbetrieb mitmischt? „Weil Politik super vielfältig ist und man mit verschiedenen Facetten des Lebens zu tun hat – ob als Gemeindevertreter, Kreistags- oder Landtagsabgeordneter. Das ist das Schöne an der Politik.“ 

Warum ist der SSW im Landtag wichtig, Herr Harms?

Patrick Breyer

15:10 Ein bisschen zu spät zum Interview mit dem ZDF. Journalisten, Kamerateam, Maske… Alles wartet im Restaurant Louf, direkt neben dem Landtag. Zwischen Kaffee trinkenden und Kuchen essenden Menschen wird Breyer noch schnell geschminkt, dann verschwindet er für eine gute halbe Stunde.

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Isabelle Breitbach

16:00 Jetzt aber mal was essen: Patrick Breyer bestellt eine Pizza Hawaii, ohne Fleisch. Er isst „schon eine Ewigkeit vegetarisch“, vor allem aus ökologischen Gründen. Genau genommen ist er „Pescitarier“, Fisch ist also okay. Sein Lieblingsessen ist Risotto, selbst zubereiten kann er das aber „nur mit Rezept“. In einem guten Restaurant schmecke es wahrscheinlich besser. „Wenn ich selbst etwas kochen soll, mache ich nen leckeren Salat mit ein bisschen was drin.“

16:30 Kurze Führung durch die Fraktionsräume der Piraten im Landeshaus. Ob sie die nach der Landtagswahl räumen müssen? Alle Prognosen deuten darauf hin, aber Patrick Breyer sieht noch keinen Grund, den Kopf in den Sand zu stecken. Das wirft er eher anderen vor: Stolz zeigt er die „Trophäen-Wand“ seiner Partei: Viele Artikel über „gelungene Aktionen“ sind da zusammengekommen. Fast schon legendär: Der Eklat um den „Vogel-Strauß-Preis für außerordentliche Leistungen bei der Verschleppung wichtiger Reformen in unserem Land“. Um anzuprangern, dass die Regierungsfraktionen nach Breyers Meinung „unbequeme“ Parlamentsinitiativen der Piraten immer wieder vertagten, versuchte Breyer letztes Jahr, SPD-Fraktionschef Ralf Stegner einen Plüsch-Straußen zu überreichen. Das brachte ihm einen Ordnungsruf ein. Der Strauß ziert jetzt sein Büro.

17:00 Noch schnell 50 Flyer ausdrucken, dann geht es weiter nach Schenefeld (Kreis Pinneberg). Patrick Breyer will vor Beginn der SPD-Veranstaltung „Stegner im Gespräch“ Flyer gegen die SPD-Politik verteilen. Ein letzter Blick zurück: „Ganz schön gelegen ist unser Landeshaus da an der Förde. Aber damit meinen sie dann, transparenter zu sein. Nur: Dafür reicht so ein Glashaus nicht.“

Auch wenn sie nicht so tief in der Materie drin stecken, sollten Erstwähler zur Wahl gehen. Ich glaube nicht, dass das bei Erwachsenen besser ist, und die sollten ja auch wählen. Patrick Breyer, Piratenpartei

19:20 Flyer verteilt, Rückzug. Für den 7. Mai wünscht sich Patrick Breyer eine hohe Wahlbeteiligung: „Ich hoffe schon, dass sie dieses Mal 70 bis 80 Prozent erreicht. Vielleicht hat die Gefahr eines autokratischen Staates, die ja weltweit zu spüren ist, die Leute ein bisschen aufgerüttelt, sodass die Wahlbeteiligung höher ausfällt.“

Feierabend Wenn der Tag zu Ende geht

Torsten Albig

00:00 Wie immer in Wahlkampfzeiten ist Torsten Albig gegen Mitternacht zu Hause. Wie er abschaltet? Er kocht gerne. Ob Pizza, selbstgemachte Nudeln mit Arrabbiata-Soße oder Fleisch. „Aber wenn ich abends spät nach Hause komme, mache ich das nicht mehr. Dann hat meine Partnerin meistens etwas vorbereitet und wir sitzen eine Weile zusammen, trinken eine Tasse Tee oder ein Glas Rotwein und plaudern.“ Außerdem hört er gerne Musik, vor allem Jazz. „Bei uns läuft eigentlich immer irgendwo Musik, entweder die von mir oder die von den drei Jungs (den Söhnen von Bärbel Boy, Anm. d. Red.). Lustigerweise beschweren die sich öfter bei mir, dass meine Musik zu laut ist, als umgekehrt.“

Das Gefühl, viel länger zu arbeiten als andere, hat Albig zwar nicht, nur ein komplett freies Wochenende, das habe er selten: „Dafür muss ich ab und zu kämpfen, auch ein Ministerpräsident muss ja mal den Rasen mähen oder den tropfenden Wasserhahn reparieren.“

Daniel Günther

21:00 Früher Feierabend für Daniel Günther. „Wir treten zur Abwechslung mal im Hellen den Rückweg an“, sagt Referentin Jana Behrens. Nun gilt absolutes Sprechverbot. Reden, diskutieren, Wähler werben: Das alles hat der eh schon angeschlagenen Stimme des Spitzenkandidaten nicht gut getan. Mit dem heute obligatorischen Salbeibonbon im Mund geht es zurück.

22.30 Günther kommt in Eckernförde an. „ Das ist meine Heimat, da lebe ich seit 43 Jahren. Das nimmt mir auch keiner mehr.“ Heimat bedeutet für den 43-Jährigen, einen Ort zu haben, in dem man alles kennt, wo einem nichts unangenehm ist.“ Im Nachhinein habe ich schon manchmal gedacht, dass ein Auslandssemester im Studium gut gewesen wäre, aber: „Ich bin schon so ein typischer Schleswig-Holsteiner, der sich hier wohlfühlt“

Monika Heinold

22:00 Monika Heinold ist wieder zu Hause. „Abends esse ich das, was da ist, was ich eben finde. Vielleicht gibt es ein Brötchen vom Morgen?“

23:00 Vor dem Schlafengehen schaut sie sich noch ihren Terminkalender an, um sich die für den Tag passende Kleidung herauszulegen.

Wolfgang Kubicki

23:00 Zurück in Strande geht der FDP-Mann gern noch einen Absacker ins Aqua, ein Yachthotel. Dort trifft er Freunde und Bekannte und redet über „normale Dinge“, Fußball zum Beispiel. Oder er schaut zu Hause noch Fernsehen.

01:00 Nun knipst auch Kubicki das Licht aus. Sechs Stunden Nachtruhe gönnt er sich.

Marianne Kolter

21:00 Marianne Kolter macht sich auf den Heimweg. Ein Genosse kann sie im Auto mitnehmen. Sie ist müde, aber zuversichtlich. „Ich bin optimistisch, dass wir die Fünf-Prozent-Hürde schaffen“, sagt sie. Strebt die Partei für diesen Fall eine Regierungsbeteiligung an? „Ich persönlich glaube, dass wir in der Opposition mehr bewirken können“, sagt sie. Zuletzt war die Linke von Oktober 2009 bis Juni 2012 im Landtag vertreten. Ein Genosse habe einmal nachgezählt, wie oft das Wort „Kinderarmut“ in dieser Zeit in den Landtagsarchiven aufgetaucht sei. „Über 120 Mal“, sagt Kolter. „Seitdem wir wieder raus sind im gleichen Zeitraum nur zwölfmal.“ Die Themen der Linken ins Bewusstsein der Menschen zu bringen – „Das ist ein großer Teil meines Antriebs.“

Es wäre schon gut, wenn wir in den Landtag kämen. Einfach, um den Leuten zu sagen: Jedes fünfte Kind in Schleswig-Holstein ist arm. Marianne Kolter, Die Linke

Lars Harms

18:30 Bleibt Zeit für ein ordentliches Abendessen, kommt der Husumer an Sauerfleisch mit Bratkartoffeln oder gebratener Leber mit ausgebratenen Zwiebeln, Kartoffeln und Petersiliensoße nicht vorbei. „Auf jeden Fall kommt bei mir Hausmannskost auf den Tisch“, sagt der 52-Jährige.

21:30 Der Tag von Lars Harms geht zu Ende.

Patrick Breyer

21:00 Zurück in Kiel. Zurückgelegte Kilometer: circa 380. Feierabend? Fast. Was würde Breyer tun, säße er einen Tag lang auf Albigs Posten? „Naja, die Kompetenzen eines Ministerpräsidenten sind juristisch gesehen auch nicht unbegrenzt. Aber einen Tag für Bürgerbeteiligung könnte man dann zum Beispiel ausrufen. Oder Whistleblowerschutz einführen, aber dafür reicht ein Tag vermutlich nicht.“

Freizeit? Wenn noch ein paar Stunden übrig sind

Torsten Albig

Wenn er Zeit hat, spielt er mit „den Jungs“ auch gerne mal eine Runde Fifa: Mit welchem Team? Albig trinkt seinen Kaffee in der Staatskanzlei zwar aus einer Arminia Bielefeld-Tasse, doch er zockt „mit Barcelona, Argentinien oder mit der deutschen Nationalmannschaft. „Die Jungs sind versierter darin und kennen sich mit Feinheiten aus. Da muss ich sehen, dass ich wenigstens eine etwas bessere Mannschaft habe. Ich verliere extrem ungerne.“

Jump-and Run-Spiele gehen für mich noch. Oder Call of Duty. Aber nichts mit zu viel Gewusel. Torsten Albig, SPD

Daniel Günther

Politiker sein, bedeutet auch Abstriche machen: „Ich brauche in der Woche schon einen freien Tag. Im Moment schaffe ich das nicht so. Ich würde auch gerne mal längere Strecken laufen. Natürlich will ich auch gerne häufiger zu Hause sein und meine kleine Tochter sehen. “ Daniel Günther gibt zu, dass er in seiner jetzigen Lebensphase, als Vater einer einjährigen Tochter, nie angestrebt hätte, um das Amt des Ministerpräsidenten zu wetteifern. Er betont aber auch: „Es ist kein Opfer, sondern eine Chance und eine Ehre. Ich bin da ziemlich stolz drauf, dass ich im Moment so ein Amt anstrebe, und es macht mir auch saumäßig Spaß.“

Monika Heinold

Wenn noch etwas vom Tag übrig ist, stellt sie sich gerne an den Herd. Dann wird ausgiebig gekocht, am liebsten für ihren Partner und für Freunde.

Wolfgang Kubicki

Wasser und Wein – mit diesen beiden Zutaten entspannt Wolfgang Kubicki am liebsten. In Strande, seiner Heimat seit 1992. Dort will er auch bleiben. Im Sommer liebt er es, nach der Arbeit mit seinem Motorboot rauszufahren und auf dem Wasser einen guten Wein zu genießen. Riesling oder Amarone. Ansonsten spielt er Golf und segelt am Wochenende. Im Winter freut er sich auf Saunagänge mit seinen Freunden. Abschalten kann der FDP-Mann bei klassischer Musik, am liebsten des Italieners Giacomo Puccini oder des Russen Peter Tschaikowsky. Noch was?: „Ich gucke gerne romantische Filme mit meiner Frau“, erzählt Kubicki. Mal ohne Anzug, „im Bademantel“.

Marianne Kolter

21:30 Zu Hause nach einem langen Tag. „Wenn ich es mal früher schaffe, gehe ich gerne noch schwimmen“, sagt Kolter. Oft kappt das zurzeit nicht. „Mein Mann (Professor an der Uni Hamburg, d. Red.) und ich haben uns beide im Wohnzimmer schreibtischähnliche Strukturen geschaffen, damit wir uns wenigstens sehen, wenn wir dort abends arbeiten“, sagt sie. Wenn die Zeit es zulässt, kochen sie abends gemeinsam. „Wir experimentieren viel mit ausländischen Gerichten, die wir mit Gemüse der Saison abwandeln.“

00:00 Ein letzter Blick in die Mails, dann geht es ins Bett. In der kommenden Woche wartet nachts aber noch eine besondere Aufgabe auf Marianne Kolter: Viermal im Jahr übersetzt sie Anleitungen für ein Perlenmagazin aus dem Deutschen ins Englische. „Als ich mit meinem Mann fünf Jahre in den USA war, habe ich angefangen, Perlenschmuck zu machen. So kam der Kontakt zustande, und als es eine internationale Ausgabe des Magazins geben sollte, fiel die Wahl auf mich als Übersetzerin“, erzählt sie. Pech für Kolter, dass die Texte erst in der letzten Woche vor der Wahl vorliegen und binnen weniger Tage übersetzt sein müssen. „Da werde ich wohl die Nächte durcharbeiten.“

Lars Harms

Abschalten – das kann Lars Harms besonders in der Kneipe und im Urlaub. „Ich habe eine Stammkneipe, bin leidenschaftlicher Biertrinker. Da kommt dann ein halber Liter Lübzer Pils auf den Tisch, ganz entspannt.“ Gerne schaut er auch Fußball. Dort hält es der Husumer seit jeher mit dem HSV. Kein Vergnügen in den vergangenen Jahren. „Dieses Jahr packen wir es ohne Relegation“, ist Harms überzeugt.

Pure Entspannung empfand Harms vor einiger Zeit bei einem Urlaub auf Kuba. „Die hatten kein Internet und kein Telefon. Das war sowas von wunderbar. Dafür habe ich Fidel Castro geliebt“, sagt Harms und lacht augenzwinkernd.

Patrick Breyer

Kanufahren findet er gut, macht er im Wahlkampf aber nicht. Oder Tanzen, aber das müsse man regelmäßig machen. Da sei Koordination und Konzentration angesagt. „Wenn ich am Wochenende frei habe, genieße ich auch mal das Privatleben, fahre an den Strand, in die Therme – da trage ich auch kein Handy mit mir rum.“ Ein Smartphone benutzt Breyer sowieso nicht. Dafür hat er seinen Laptop meist dabei. Nach Feierabend kocht er auch mal gerne mit seiner Lebensgefährtin oder sieht gemütlich fern, über Mediatheken, aber auch Netflix. Einen Fernseher hat er nicht. Er mag Politik-und Medienmagazine, aber auch Satire wie die Heute-Show oder Die Anstalt: „Die müsste man erfinden, wenn es sie nicht gäbe.“