KARL MAY: WIE DIE INDIANER NACH BAD SEGEBERG KAMEN

Mit Fotos von: Claus Harlandt, Michael Stamp, Archiv Peter Zastrow, Gunnar Müller

Wer an Bad Segeberg denkt, dem fällt häufig als erstes „Karl May“ ein. Prärie, Wilder Westen im hohen Norden: Warum konnte sich fernab Sachsens, der Heimat Karl Mays, ein Spielort etablieren, der jährlich Hunderttausende Besucher anzieht? Was ist das Besondere am Kalkberg und seiner Naturbühne?

Die majestätische Kulisse: Der Kalkberg

Er wurde geschlagen und geschliffen, die Menschen feierten hier Feste und führten Fehden. Die Nationalsozialisten wollten ihn zur Kultstätte machen. Stattdessen spielen hier seit fast 70 Jahren Cowboy und Indianer, stürzen sich Helden vom Felsen in den Tod, jubeln jedes Jahr mehr als 350.000 Besucher, wenn der Schurke eins draufbekommt: der Kalkberg in Bad Segeberg.

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Um das Jahr 1054 soll der Mönch Vicelin mit Kaiser Lothar den Kalkberg erklommen und den Bau der Siegesburg in Auftrag gegeben haben.

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Was würde der Berg – der eigentlich aus Gips ist – zu seinem eigenen Mythos sagen? Seit rund tausend Jahren steht der Kalkberg im Zentrum Bad Segebergs.

Besser gesagt: Die Stadt und vormalige Siedlungen wurden um den Berg und die auf ihm thronende Burg gebaut. Der Stadthistoriker und Buchautor Peter Zastrow hat einige Werke über Bad Segeberg (die „Kalkbergstadt“) verfasst. Zu Füßen des Kalkbergs begann vor mehr als 800 Jahren die Besiedlung des Gebietes mit einem Kloster, auf dem Berg wurde die Siegesburg gebaut, die der Stadt ihren Namen gab. Erst nach vielen Jahrhunderten wurde die Burg geschliffen, unter anderem – und endgültig 1644 – von den Schweden im Dreißigjährigen Krieg zerstört.

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Stadthistoriker Peter Zastrow hat in einer Zeichnung dargestellt, wie wenig heute noch vom früheren Kalkberg mit der Siegesburg übrig ist.

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Danach vergingen Jahrhunderte, in denen der Raubbau am Kalkberg weiterging: Einen Großteil seines Volumens verlor der Berg durch den Abbau von Gips – eine Goldgrube für die damalige Zeit. Und ein Exportschlager in ganz Europa. Aber aus der majestätischen Erhebung, von der man weit über das flache Land blickte ( bei guter Sicht bis nach Lübeck) und regierte, war wenig übrig geblieben.

Als man mit dem Bau der Siegesburg begann, war der Kalkberg noch 110 Meter hoch – heute liegt sein höchster Punkt bei rund 91 Metern. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts zog man zur Arbeit im Gipsabbau Straftäter heran, etwa Wild- und Holzdiebe aus der Umgebung. Gänzlich eingestellt wurde der Gipsabbau 1950, da aber hatte der Berg schon seine Gestalt  und Höhe verloren.

Stattdessen entdeckte man Anfang des 20. Jahrhunderts ein riesiges Höhlensystem unter dem Berg – Heimat für eine der größten Fledermauskolonien Deutschlands. Zu bestaunen sind diese heute im Noctalis-Fledermauszentrum. Und auch Choleva septentrionis holsatica, der Segeberger Höhlenkäfer, fühlt sich hier wohl.

Das dunkle Kapitel: Die Nordmark-Feierstätte der Nazis

Die Freilichtbühne, die jetzt noch in Betrieb ist, entstand 1937 und diente den Nationalsozialisten für Aufmärsche: Ursprünglich sollten 400 sogenannte „Thingstätten“ im Dritten Reich errichtet werden – letzten Endes waren es zehn. Bei seinem Besuch in Bad Segeberg im Oktober 1937 fuhr der Reichsminister für Volksaufklärung und Propaganda, Dr. Joseph Goebbels, auch durch die von Schaulustigen gesäumte Lübecker Straße.

Die Bad Segeberger trugen dem führenden Nazi-Funktionär einen besonderen Wunsch vor: Und Goebbels gab nach. Am 10. Oktober 1937 wurde die Nordmark-Feierstätte, die heutige Kalkberg-Arena, offiziell eingeweiht – unter den „Heil-Hitler“-Rufen von 20.000 Einwohnern, herangekarrten Nationalsozialisten und Gästen – nach nur zwei Jahren Bauzeit durch den Reichsarbeitsdienst.

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Noch vor der eigentlichen Eröffnung durch Joseph Goebbels: Das Heeres-Großkonzert mit 164 Musikern am 14. Juli 1937 war die erste Veranstaltung in der neu eingerichteten „Nordmark-Feierstätte“, dem heutigen Freilichttheater am Kalkberg in Bad Segeberg. Fotos Archiv Zastrow

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Nibelungen? Oder Winnetou und Old Shatterhand? Was kommt nach dem Krieg?

Das erste Theaterstück, das 1937 unter dem Kalkberg aufgeführt worden ist, war „Die Schlacht der weißen Schiffe“ des Autors und SS-Obersturmführers Henrik Herse. Doch wenige Monate später brach der Zweite Weltkrieg aus. Nur wenige Veranstaltungen fanden in der Nordmarkstätte noch statt, etwa die der Hitlerjugend. Kurz nach dem Krieg kämpfte hier Max Schmeling in einem improvisierten Box-Ring. – So zumindest die Überlieferung. Denn eigentlich war Schmeling erst nach seiner aktiven Zeit in Bad Segeberg und fungierte hier „nur“ als Ringrichter. Doch dann war Schluss.

Die Bad Segeberger kümmerten sich um den Wiederaufbau ihrer Stadt. Da stand es nun: ein riesiges Amphitheater mit Felsenkulisse in der norddeutschen Provinz. Was sollte die Stadt damit anstellen?

Zwei Ideen spalteten die Bevölkerung: Die einen wollten die Nibelungen aufführen. Die anderen wollten möglichst weit weg von jeder deutschtümelnden Geschichte – wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Auch finanziell fiel die Wahl auf die Geschichten des Sachsen Karl May, des schöpferischen Vaters von Winnetou und Old Shatterhand. So fanden die Indianer letztlich den Weg in den Norden.

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Das erste Plakat: 1952 hießen die Karl-May-Spiele noch Winnetou-Festspiele.

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Einheimische, Gäste und die Karl-May-Spiele

Ohne Karl-May-Spiele, witzelt Marlis Stagat, würde sie pünktlicher und ohne Staus nach Hause kommen. Dabei steht für die Sprecherin von „Wir für Segeberg“ fest, dass der Kalkbergstadt viel fehlen würde ohne den Wirbel auf der Freilichtbühne: Hunderttausende Besucher jedes Jahr (372.646 sahen 2017 „Old Surehand“) , einige davon Tagesgäste. Etliche jedoch nutzen Bad Segeberg als Ausgangspunkt und Tor für Erkundungen in die Holsteinische Schweiz, an deren Ausläufer die kleine Kreisstadt liegt. Nicht am Klondike River, aber an der Trave herrscht seit vielen Jahrzehnten so ein bisschen Goldgräberstimmung.

Marktumfrage in Bad Segeberg: Was verbinden Einheimische und Gäste mit den Karl-May-Spielen?

Der Zustrom der Gäste, die sich die Geschichten vom Apachenhäuptling Winnetou und Old Shatterhand ansehen wollen, ist ungebrochen. Auch wenn sich die Vorlagen desselben Stoffes bedienen. Seit zwanzig Jahren schreibt Michael Stamp das Drehbuch. Für puristische Karl-May-Fans dehnt er dabei die Bücher zu sehr. Doch die Besucherzahlen geben Stamp, Regisseur Norbert Schultze jr. und den weiteren Verantwortlichen recht.

Aus dem Kampf Gut gegen Böse, Cowboys gegen Indianer wird in freier Adaption ein familiengerechtes Stück auf der Freilichtbühne mit der schier magischen Kulisse der Felsenwand. Fast zwölf Millionen Besucher zählen die Karl-May-Spiele in Bad Segeberg seit ihren Anfängen 1952. Rund 3.600 Vorstellungen gab es. Tendenz der Besuchszahlen: Seit Jahren steigend.

Zahl der Besucher je Saison

Bad Segeberg und die Karl-May-Spiele

Im Interview betont Bürgermeister Dieter Schönfeld (SPD) die Bedeutung und die Magie der Spiele für und in Bad Segeberg. Schönfeld ist in Personalunion aber auch Vorsitzender des Aufsichtsrates der Kalkberg GmbH, die die Karl-May-Spiele ausrichtet.

Herr Schönfeld, wer profitiert mehr voneinander? Die Stadt oder die Karl-May-Spiele?

Bürgermeister Dieter Schönfeld: Wir als Stadt sind auf einem guten Weg. Und die Karl-May-Spiele sind auf einem besseren Weg. Die haben sich in den 66 Jahren ihres Bestehens zu einem modernen, sehr professionellen Freilichttheater entwickelt, mit vielen spannenden Shows. Der Bandbreite Gut gegen Böse – und ein bisschen Lovestory. Und dabei ein Drehbuchautor Michael Stamp, der immer tagesaktuelle Ereignisse immer sehr humorvoll einarbeitet. Dass man mitlachen kann, in schwierigen Situationen. Und eine große Fangemeinde dankt uns das ja auch mit langanhaltender Treue. Und die Fangemeinde wird jährlich größer.

Was bedeuten die Karl-May-Spiele wirtschaftlich für die Stadt Bad Segeberg?

Schönfeld: Wir haben in den vergangenen Jahren jeweils mehr als 350.000 Zuschauer gehabt. Das ist für den Tourismus und für das Image sehr nützlich und gut.

Wir wollen gut unterhalten. Wir wollen, dass die Menschen Freude haben, wenn sie ins Theater kommen. Und wir wollen natürlich auch künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg haben. Beides gelingt. Dieter Schönfeld, Bürgermeister Bad Segeberg

Einige werfen den Spielen vor, sich zu weit von der Vorlage zu entfernen.

Schönfeld: Klar, dass es Hardcore-Fans von Karl May gibt, die am klassischen Buch festhalten möchten. Aber wir wissen, wenn wir die Wünsche der Zuschauer nicht bedienen, können wir nicht erfolgreich sein. Und das wollen wir aber: Wir wollen gut unterhalten. Wir wollen, dass die Menschen Freude haben, wenn sie ins Theater kommen. Und wir wollen natürlich auch künstlerischen und wirtschaftlichen Erfolg haben. Beides gelingt.

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Viele Jahre verkörperte Pierre Brice - wie auch in den Fernsehfilmen - bei den Karl-May-Spielen am Kalkberg den Apachenhäuptling Winnetou.

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Von Pierre Brice bis Jan Sosniok: Was sind die üblichen ersten Reaktionen der Gaststars, wenn sie die Freilichtbühne entdecken?

Schönfeld: Die Schauspieler und Gaststars sind beeindruckt von der Kulisse der Kalkberg-Arena. Es ist ja auch ein natürliches Revier, das künstlich an anderer Stelle so gar nicht geschaffen werden könnte.

Winnetou-Darsteller von 1952 bis 2018

72 Vorstellungen pro Saison, mit Explosionen und Feuerwerk. Wie reagieren die Anwohner?

Schönfeld: Wir haben eine gute Akzeptanz in der Nachbarschaft. Nahezu alle sind Miteigentümer der Kalkberg-GmbH, wenn auch nur mit einem geringen Prozentsatz, aber mit Sitz und Stimme.

Bei so vielen Besuchern in einer kleinen Kreisstadt – wo liegen da die Probleme?

Schönfeld: Der große Erfolg hat auch seine Kehrseite: Viel Verkehr, viel Bewegung in der Stadt. Das ist für die Geschäftswelt, den Tourismus, die Unterhaltung super. Für die Anwohner bedeutet das in der Saison, dass sie einen halben Tag nicht uneingeschränkt von ihrem oder auf ihr Grundstück kommen. Wir haben aber bislang immer eine gute Lösung in Absprachen mit den Anwohnern gefunden.

Egal wo man fragt, den Menschen fällt zu Bad Segeberg immer Karl May ein…

Schönfeld: Weil die Unterhaltung gut ist. Und bei uns gewinnen drehbuchmäßig ja immer die Guten. Wenn das Böse bezwungen wird im harten Kampf und die Gerechtigkeit ein Happy-End findet. Was gibt es Schöneres?

Ohne die Karl-May-Spiele wäre Bad Segeberg ärmer: kulturell, touristisch, wirtschaftlich und vom Bekanntheitsgrad. Dieter Schönfeld, Bürgermeister Bad Segeberg

Dabei war die Vergangenheit der Arena nicht nur positiv.

Schönfeld: Ja, wir haben im Bürgermeisterzimmer ein Bild mit der Ursprungsform der Kalkberg-Arena, als Thingstätte für die NSDAP gebaut und von Joseph Goebbels eingeweiht. Die Menschen, die das damals im Reichsarbeitsdienst gebaut haben, empfanden das als dankbare, sinnvolle Beschäftigung – ohne das politisch zu bewerten.

Klingt nach einem Dilemma, Erfolg durch diesen politisch motivierten Bau zu haben?

Schönfeld: Politisch kann das keiner gut finden, was damals gewesen ist. Aber ohne diese Baumaßnahme hätten wir das mit den Mitteln heutiger Zeit und mit der heutigen Rechtsordnung gar nicht machen können. Ein Beispiel am Tarif für die Arbeitskräfte: Heute kostet die Arbeitsstunde eines Handwerkers 30 bis 40 Euro. Der Reichsarbeitsdienst hat für eine Reichsmark am Tag gearbeitet. Schallschutznormen, Versammlungsstätten-Verordnung, Umweltschutz und so weiter kämen hinzu. Die heutigen Normen könnten wir nicht mehr als Maßstab nehmen.

Überall Karl May Von der Bratwurst bis zu Schlüsselanhängern

Nein, über die Anzahl der Bratwürste, Westernteller und anderer Snacks, die hier zu den Vorstellungen über den Tresen wandern, möchte Michael Flatt nicht sprechen. Seit 1954 betreibt seine Familie Stände an der Kalkberg-Arena. Zuerst sein Vater, 1993 machte sich dann auch Michael Flatt selbstständig. „Ich habe schon als kleines Kind hier mitgeholfen.“ Aber damals sei alles noch wesentlich kleiner gewesen. Über die Jahre stiegen die Besucherzahlen. Bis zu 40 Saisonkräfte stehen nun hinter den Tresen, Schüler, wie etwa auch Alexandra Rerich (Foto Mitte) und Jette Eggert (Foto rechts). Aber auch Bad Segeberger, die hier ein wenig nebenbei zuverdienen. „Das ist ein knochenharter 15-Stunden-Tag.“ Bereits frühmorgens beginnen die Vorarbeiten, kommt die frische Ware an den Kalkberg. „Pommes Frittes geht hier natürlich immer, in allen Variationen.“ Und seit vielen Jahren bekommen die hungrigen Besucher diese auch umweltfreundlich in der essbaren Waffeltüte. „Wir versuchen, bewusst Müll zu vermeiden, wo immer das geht.“

Und natürlich gibt es auch T-Shirts und Hüte, kleine Goldnuggets als Schlüsselanhänger und Pfefferminzdosen mit Indianerdarstellungen im General Store. In einem anderen Bereich, dem Indian Village, fühlen sich Besucher wie in einer Wildwest-Stadt im ausgehenden 19. Jahrhundert. Dieses Gefühl, in einer anderen Epoche und einem anderen Land zu sein, setzt sich ein bisschen auch in Bad Segeberg fort, selbst wenn man die Fort-ähnlichen Tore der Kalkberg-Arena verlassen hat.

Die Karl-May-Spiele sind überall in der Stadt sichtbar. In der Innenstadt reihen sich Marterpfähle wie an einer Perlenschnur durch die Hauptstraßen, Wegeschilder sind mit einer Indianerkopf-Darstellung geschmückt. Und nicht zuletzt die Jugendherberge liegt mit Tipis in unmittelbarer Nähe zur Freilichtbühne. Alles so authentisch, als gehöre der Wilde Westen schon immer in den Norden. Diese Fixierung auf Cowboy und Indianer: Was bringen die Karl-May-Spiele der Stadt finanziell?

Aus welchen Regionen kommen die Besucher der Karl-May-Spiele?

Diese Wertschöpfung könne nicht hinreichend beziffert werden, sagt Bürgermeister Dieter Schönfeld. Zu viele Variablen müssten in so eine Rechnung einbezogen werden – und das sei trennscharf schwer möglich: Kommen die Besucher nur zu den Karl-May-Spielen? Oder verbinden sie den Besuch mit einem Urlaub in der Holsteinischen Schweiz? Sind es Verwandte der jährlich rund 40.000 Patienten der Segeberger Kliniken oder Spontanentscheidungen von Besuchern von Möbel Kraft? Übernachten sie in den Hotels, gehen sie essen oder in den lokalen Geschäften einkaufen? All diese Fragen müssten in so eine Rechnung einfließen, sagt Schönfeld. Wovon Bad Segeberg indes klar profitiert, ist die kostenfreie Werbung:

Wer – in Norddeutschland – an Karl May denkt, hat die Kalkbergstadt im Kopf und andersherum.

Die aktuellen Gast-Stars

Neben vielen Schauspielern, die seit etlichen Jahren immer wieder am Kalkberg zu sehen sind, spielen 2018 bei „Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg“ Christine Neubauer und Jochen Horst mit. Jan Sosniok verkörpert zum bereits sechsten Mal in Folge den Apachenhäuptling Winnetou, den zuvor unter anderem Gojko Mitić und Pierre Brice am Kalkberg spielten. Max König ist in dieser Saison als Häuptlingssohn Yuma Shetar zu sehen.

Schauspieler Max König im Interview zu seiner Rolle bei den Karl-May-Spielen.

„Ein schmuck gekleidetes Mädchen mit orientalischen Zügen und ungewöhnlicher Schönheit“ – so beschrieb Karl May einst Judith Silberstein, die von Macht besessene eiskalte Gaunerin in „Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg“.

Deren Darstellerin Christine Neubauer lächelte, als sie vom Regisseur Norbert Schultze jr. beim schon traditionellen Empfang des Ensembles Anfang Mai im Rathaus präsentiert wurde.

Vorstellen allerdings muss man die Schauspielerin, das „Vollweib“ des deutschen Fernsehens, kaum. Schon länger stand sie als Komplizin des Schurken Harry Melton fest. Doch Karsten Speck, der ursprünglich für die Rolle des Fieslings vorgesehen war, musste gesundheitlich absagen. Auf Speck folgte „Balko“ Jochen Horst: Turnschuhe, helle Hose, lässig eine kleine Tasche umgehängt und braun gebrannt, stand er beim Empfang neben Neubauer und Jan Sosniok. Als „Greenhorn“, als Neuling, bezeichnete Regisseur Schultz den 56-Jährigen – was sich zweifelsohne nur auf seine Premiere auf der Freilichtbühne bezieht. „Eine skrupellose Rolle wie den Melton zu spielen macht mir großen Spaß.“

Joshy Peters: die Konstante der Karl-May-Spiele

Natürlich leben die Karl-May-Stücke vom Gegensatz Gut gegen Böse – und einer der Guten, Winnetou, wird von Jan Sosniok dargestellt. Der andere, Old Shatterhand, von Joshy Peters verkörpert. Vor mehr als 30 Jahren gab der Hamburger sein Debüt am Kalkberg. Beim Empfang standen nun Silberstein und Melton, Winnetou und Old Shatterhand friedlich nebeneinander, scherzten und blödelten miteinander.

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Das Freilichttheater ermöglicht, dass die Wege zwischen den Plätzen von den Schauspielern (hier Jan Sosniok als Winnetou) mitgenutzt werden.

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„Unser ganzes Team sind rund 160 Personen“, erklärte Regisseur Schultze. An einige neue Darsteller, die bei dem Empfang vor Ort waren, richtete der Bürgermeister einleitende Worte über die Bedeutung der Spiele für die Stadt: „Egal, wo Sie hinkommen – fällt der Name Bad Segeberg, denken die meisten gleich an Winnetou“, sagte Dieter Schönfeld.

Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg Das aktuelle Stück

„Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg“ zählt zu den selten aufgeführten Stücken: 1969 (als „Die Felsenburg“) und 2005. Vor 13 Jahren verkörperten noch Gojko Mitić den Winnetou, Götz Otto gab den fiesen Melton und Saskia Valencia die Judith; Joshy Peters „Vete-Ya, der Große Mund“. Dieser wird nun von Nicolas König gespielt, kein Unbekannter am Kalkberg. Bereits seit 1992 zog es ihn immer wieder zu den Spielen.

„Als ich fünf oder sechs Jahre alt war und Joshy auf der Bühne sah, stand für mich fest, dass ich Schauspieler werden möchte.“ Max König (Yuma Shetar)

Ein anderer König, Max König, ist zum zweiten Mal dabei. 2018 spielt er den Häutplingssohn der Mimbrenjos, der sich den Namen „Yuma-Shetar“ verdienen muss. „Als ich fünf oder sechs Jahre alt war und Joshy auf der Bühne sah, stand für mich fest, dass ich Schauspieler werden möchte.“ Dass er jetzt mit seinem Vorbild von damals gemeinsam auf der Bühne steht, freut den Möllner.

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Winnetou und das Geheimnis der Felsenburg: 2018 sind Christine Neubauer und Jochen Horst die Gaststars der Karl-May-Spiele in Bad Segeberg. Daneben spielen einige bekannte Schauspieler wieder erneut in der Kalkbergstadt mit.

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Viele Schauspieler kommen gerne an den Kalkberg

Wieder vertreten auf der Freilichtbühne sind Stephan A. Tölle, Patrick L. Schmitz, Harald Wieczorek („Niemand stirbt so schön“) und Fabian Monasterios. Melanie Böhm verkörpert hingegen mit der Wirtstochter Felisa erstmals eine Figur im Wilden Westen Segebergs.

Und dann?

2019 geht es am Kalkberg mit Winnetou und Old Shatterhand weiter: „Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjungen“ zählt ebenso wie die diesjährige Felsenburg-Geschichte zu den eher selten aufgeführten Karl-May-Stücken. Marlis Stagat und die anderen Bad Segeberger werden vermutlich dann auch wieder mit Staus leben müssen, Bürgermeister Dieter Schönfeld kann sich wieder auf gut besuchte Vorstellungen und viele Touristen freuen. Und die Schauspieler? Wer von ihnen im kommenden Jahr wieder vor der majestätischen Kulisse des Kalkberges spielt und welcher Darsteller dann als Winnetou durch die Ränge reitet, ist noch ein Geheimnis des Felsens, auf dem einst eine Burg thronte.