THW Kiel: Das war die Saison 2016/17


DHB-Pokalsieg, Viertelfinale der Champions League, Platz drei in der Bundesliga hinter den Rhein-Neckar Löwen und der SG Flensburg-Handewitt – das ist die Bilanz des Handball-Rekordmeisters THW Kiel aus der Saison 2016/17, die am Sonnabend mit einem 25:22-Sieg über HBW Balingen-Weilstetten zu Ende ging. Ein Rückblick auf eine Spielzeit, in der die neu formierten „jungen Wilden“, Trainer Alfred Gislason und die THW-Fans viele Höhen und Tiefen erlebten.

Der Rückblick startet mit der Bundesliga und führt über die Champions League zum Titelgewinn im DHB-Pokal. Auch ein Statistik-Teil darf natürlich nicht fehlen.

Die Bundesliga Der Weg zu Platz drei

In der abgelaufenen Bundesliga-Saison hat der THW Kiel 26 Siege gefeiert, sieben Niederlagen einstecken müssen und einmal unentschieden gespielt. 15 Minuspunkte – so viele hat der THW Kiel seit 14 Jahren in der Liga nicht mehr gesammelt. Enttäuschungen, Triumphe und heiß umkämpfte Duelle im Schnelldurchlauf:

Die Champions League Erst in Barcelona war Schluss

In seiner 13. Champions-League Saison in Folge erlebte der THW Kiel Sternstunden, aber auch bittere Momente. Furios starteten die Zebras in die wohl schwerste Gruppenphase der Geschichte der Königsklasse. Neben dem THW spielten in der Gruppe A Paris, Barcelona, Veszprem, Flensburg, Bjerringbro-Silkeborg, Wisla Plock und die Kadetten Schaffhausen. Zum Auftakt besiegten Domagoj Duvnjak und Co. Paris St. Germain überraschend mit 28:27. Es folgten knappe Niederlagen in Veszprem, Barcelona und Flensburg. Aber auch deutliche Rückschläge mussten die Kieler einstecken. Die Heimniederlage gegen Bjerringbro-Silkeborg kam überraschend. Und beim 22:30 zu Hause gegen Flensburg kassierte der THW die höchste Heimniederlage in der Derby-Geschichte. Nach der Revanche in Flensburg, die der THW mit 26:25 gewann, schaffte er keinen Heimsieg mehr. Zum Abschluss der Gruppenphase gab es eine 42:24-Klatsche in Paris, bei der die Zebras sich in den letzten Minuten selbst aufgegeben zu haben schienen. Es war die höchste Niederlage des THW in einem internationalen Vergleich überhaupt. Auswirkungen auf die Platzierung hatte sie nicht mehr. Der THW beendete die Gruppe A auf dem fünften Platz.

Spannung in der K.O.-Runde

Im Achtelfinale kam es zum deutsch-deutschen Duell mit den Rhein-Neckar Löwen. Ohne Kapitän Domagoj Duvnjak und Abwehrchef René Toft Hansen errangen die Zebras vor eigenem Publikum eine knappe 24:25-Niederlage. Trotz zwischenzeitlichem Sechs-Tore-Rückstand gaben die Kieler nicht auf und erarbeiteten sich mit Rune Dahmke an der Spitze der 5:1-Deckung, Nikola Bilyk (7 Tore) als Spielmotor und Steffen Weinhold, der bei seinem Comeback nach einem Syndesmoseriss fünf Tore erzielte, eine gute Ausgangsposition für das Rückspiel.

Dennoch hatten nicht viele auf einen Zwei-Tore-Sieg des THW in Mannheim gewettet. Zumal der THW zuvor verkündet hatte, dass weder Duvnjak noch Toft Hansen oder Steffen Weinhold (Probleme mit der Nackenmuskulatur) spielen könnten. Sie konnten es doch, standen alle drei in der Startformation. Toft Hansen allerdings sah schon nach sechs Minuten für eine Abwehraktion Rot. Duvnjak und Weinhold erzielten je drei Tore in einer spannenden Partie, in der die Löwen meist zwei Tore vorlegten und der THW ausglich. In einer dramatischen Schlussphase brachte Marko Vujin (5 Tore) die Kieler mit 25:24 in Führung und bediente dann Patrick Wiencek am Kreis zum 26:24. Es wurde hektisch. Niklas Landin und sein Gegenüber Mikael Appelgren hielten Gegenstöße, Patrick Wiencek bekam eine Zeitstrafe, wieder scheiterten die Löwen an Landin – der Rest war Kieler Jubel. Die Löwen hingegen machten ihrem Frust Luft. Spielmacher Andy Schmid sagte zur Informationspolitik um die drei Kieler Verletzten: „Vor drei, vier Jahren hätte der  THW das nicht nötig gehabt. Jetzt wohl schon.“ THW-Manager Thorsten Storm erwiderte: „Alfred war wirklich davon ausgegangen, sie würden nicht spielen können. Sie haben sich aufgeopfert. Das war ein hohes Risiko.“

Aus in Barcelona

Im Viertelfinal-Hinspiel schaffte der THW wieder eine Sensation. Mit 28:26 rang er den Favoriten FC Barcelona nieder. Großartige Unterstützung hatte er dabei von den Fans. Der Verein hatte sie aufgerufen, ganz in Weiß gekleidet zu kommen. Die so entstandene „weiße Wand“ zeigte schon vor dem Anpfiff mit einer La-Ola, was sie beizutragen bereit war. Als die Kieler, bei denen Marko Vujin (10/2 Tore) brandgefährlich war, nach Minuten mit 9:4 (18.) vorne lagen, bebte der Kieler Handball-Tempel. Noch vor der Pause fand Barcelona aber wieder in die Spur, konnte auf 16:15 verkürzen. In der zweiten Halbzeit legte der THW dank intensivster Abwehrarbeit, über deren Aggressivität die Katalanen sich später beschweren sollten, wieder vor. 23:19 stand es eine Viertelstunde vor Ende. Nachdem René Toft Hansen die Rote Karte bekam, holte Barcelona Stück für Stück auf, doch beim 28:26 war Schluss.

Ein dünner Vorsprung für ein Auswärtsspiel im Palau Blaugrana. Zumal den Kielern im Rückspiel nicht nur die euphorische Unterstützung von den Rängen, sondern auch die Durchschlagskraft fehlte. Die Abwehrleistung stimmte, aber vorne leistete der THW sich 23 Fehlwürfe und neun technische Fehler. Zu viel, um den Spaniern ernsthaft gefährlich zu werden. Nach 20 Minuten begannen sie, sich vorentscheidend abzusetzen. Der THW fand nur nach langen Angriffen einen Weg durch die Deckungsreihe. Und hinter der wartete Gonzalo Pérez de Vargas mit einer Weltklasse-Leistung im Tor. Mit dem 23:18 war der Weg der Kieler in der Champions League beendet. Zum zweiten Mal in der siebenjährigen Geschichte des Final4 in Köln erreichten sie die Endrunde nicht.

Der DHB-Pokal Der ersehnte Titel

Zum ersten Mal nach dreijähriger Pause schaffte der THW es wieder in die Endrunde um den Pokal. Auf dem Weg dorthin hatte er den ASV Hamm, den VfL Fredenbeck, den SC Magdeburg und die TSG Ludwigshafen-Friesenheim besiegt. Beim Final Four in Hamburg holten sich die Zebras nach spannenden Spielen gegen DHfK Leipzig (Halbfinale) und den Nordrivalen SG Flensburg-Handewitt den zehnten Pokalsieg der Vereinsgeschichte. Ein Wochenende, an dem ganz besonders einer beeindruckte: Domagoj Duvnjak. Der THW-Kapitän spielte mit schmerzendem Knie. Eine Operation war längst geplant, eigentlich überfällig. Aber der Kroate biss auf die Zähne und führte seine Mannschaft mit unbändigem Willen zum Titel.

Die Bilder des Final-Wochenendes:

Spielerstatistiken Die Saison in Zahlen

Welches Zebra stand am häufigsten in der Startaufstellung? Wer warf die meisten Tore? Und welcher Torwart erwies sich als größter Siebenmeter-Killer? Die Statistiker haben die Saison in Zahlen dokumentiert. Ein Überblick.

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Das war's...

Einen ausführlichen Saisonrückblick mit allen Spielen, Zahlen, Geschichten und den schönsten Bildern der Spielzeit gibt es als Sonderbeilage in der Print-Ausgabe der Kieler Nachrichten am Sonnabend, 24. Juni.

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