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Es war viel von Zwangsehe die Rede, als die Gemeinden Klausdorf und Raisdorf sich am 1. März 2008 zur Stadt Schwentinental zusammenschlossen. Eine Fusion, die nicht ganz freiwillig geschah. Und deren Eile teils kuriose Geschichten schrieb. Der zehnte Stadtgeburtstag wird groß gefeiert. Wie ging es den Schwentinentalern damals, wie geht es ihnen heute? Momentaufnahmen.
Wie aus zwei Dörfern eine Stadt wurde
Bevor Klausdorf und Raisdorf zu einer Stadt wurden, waren sie wie zwei typische Nachbarn. Man kennt sich oberflächlich, beobachtet sich, beäugt sich kritisch, ist sich auch ein bisschen suspekt. Manchmal gibt es Spannungen.
Woher das kommt? Geschichtsstunde mit Augenzwinkern beim Heimatbund Schwentinental, der einst Heimatbund Raisdorf hieß, aber auch heute noch kaum Mitglieder aus Klausdorf hat. Die Legende, in der der Ursprung aller Spannungen zwischen den Nachbargemeinden liegen soll, geht so:
Tanztee im Raisdorfer Hotel Rosenheim, kurz nach dem Krieg. Endlich feiert man wieder. Doch dann kommen auch Klausdorfer Jungs vorbei und feiern nicht nur mit, sondern machen den Raisdorfern allein durch ihre Anwesenheit auch noch ihre Mädchen streitig. Das wird nicht so schnell verziehen.
Dass die Fusion keine „Liebesheirat“ wurde, liegt auch daran, dass Raisdorfer und Klausdorfer wenige Berührungspunkte haben. Bei Bürgervorsteherin Angelika Lange-Hitzbleck, die dieses Amt seit über 30 Jahren zuerst in Raisdorf, dann in Schwentinental innehat, klingt das so: „Wenn man aus Raisdorf nach Kiel fährt, kommt man eben nicht durch Klausdorf.“
Auch für sie, die in ihrer Funktion bei runden Geburtstagen die Grüße der Stadt überbringt, barg die Fusion eine Herausforderung: „Als ich plötzlich auch zu Klausdorfern fahren sollte, musste ich erst mal das Navi rausholen“, sagt sie.
Fusionsgeschichten: Anekdoten aus den Anfängen
Das erste Baby
Wenn es eine Schwentinentalerin der ersten Stunde gibt, dann ist das Julia Sabelus. Am 1. März 2008, dem Tag der Stadtwerdung, wurde sie geboren. Damit war sie der erste Mensch, in dessen Geburtsurkunde als Wohnort Schwentinental eingetragen wurde.
Ihre Mutter Maria, gebürtige Finnin, lebt seit 2007 in Raisdorf. Viele Gedanken über die Stadtwerdung machte sie sich damals nicht. „Aber ich habe natürlich mitbekommen, dass die Fusion für die Leute hier ein großes Thema war“, sagt sie.
Nicht zuletzt dadurch, dass sich kurz nach der Geburt Vertreter der gerade aus der Taufe gehobenen Stadt meldeten und Julia offiziell als erste Schwentinentalerin begrüßen wollten. Damals überbrachte Klaus Schade, der bis zur ersten Bürgermeisterwahl als Beauftragter die Amtsgeschäfte führte, einen Spargutschein über 250 Euro und kündigte an, die Stadt wolle immer mal wieder hören, wie es ihrem ersten Kind so gehe.
Ganz wunderbar, lautet die Antwort kurz vor dem zehnten Geburtstag. Das Geld liegt immer noch auf dem Sparbuch, Julia (links im Bild) geht auf die Grundschule im Schwentinepark und wechselt im Sommer auf die Albert-Schweitzer-Gemeinschaftsschule. Sie wächst zweisprachig auf, ihr Lieblingsfach ist Kunst, in ihrer Freizeit schwimmt sie gerne. Oder tobt mit Schwester Vilja (8) und Hündin Sumo durch Haus und Garten.
Als der Ministerpräsident zur Flöte griff
Sie waren schon ein bisschen stolz, bei der Fusionsfeier direkt vor dem Ministerpräsidenten auftreten zu dürfen. Doch dann machte Peter Harry Carstensen einen Fehler, den „Flötenkids“-Leiterin Sabine Dostall-Petersen nicht so schnell verzieh. Immerhin versuchte die Grundschullehrerin stets, Kindern gutes Benehmen beizubringen. Und als der MP die Gruppe dann nicht eines Blickes würdigte und ohne Dank mit seiner Rede begann, wurde sie böse. Und schrieb ihm einen Brief.
Der Rest der Geschichte ist schnell erzählt: Peter Harry Carstensen wollte sein Versäumnis wieder gut machen und lud die Flötenkids zu sich in die Staatskanzlei ein. Dort bekam er noch mal ein Ständchen und griff anschließend selbst zur Blockflöte. Immerhin hatte er als Kind selbst gespielt. Die Kinder hörten vom MP „Alle meine Entchen“ und ein großes Dankeschön. Und dann war auch Sabine Dostall-Petersen versöhnt.
Die Sache mit dem Namen
Das war eine schwere Geburt: Als die Fusion schon nicht mehr aufzuhalten war, kam plötzlich ein neuer Streitpunkt auf. Die Frage, wie die gemeinsame Stadt nun heißen sollte, spaltete Klausdorf und Raisdorf. „Schwentine“, sollte das Kind heißen, beschloss die Raisdorfer Gemeindevertretung. Sobald das Stadtrecht verliehen war, sollte daraus „Stadt Schwentine“ werden.
Die Klausdorfer einigten sich zeitgleich auf „Schwentinetal“. Am Ende wurde es keines von beiden. Und auch keiner der über 600 Vorschläge, die Bürger an die Rathäuser geschickt hatten, darunter auch nicht ganz ernst gemeinde wie „Raisklau“. Stattdessen fügte Angelika Lange-Hitzbleck, Bürgervorsteherin in Raisdorf und Deutschlehrerin, noch ein kleines ‚n‘ ein und schlug Schwentinental vor. „Das klingt irgendwie besser“, fand sie.
Ein Vorschlag, der ebenfalls für lebhafte Diskussionen sorgte, aber schließlich die Zustimmung des paritätisch besetzten Lenkungsausschusses fand. Nur ein halbes Jahr später stand er auf den neuen Ortsschildern.
Schon bevor die offiziell getauscht wurden, montierten Mitarbeiter des Bauhofes das Schild an der Ortsgrenze in der Preetzer Chaussee ab. Das Unikat, auf dessen einen Seite Klausdorf und auf der anderen Raisdorf stand, wollten sie retten. Denn in den letzten Monaten als eigenständige Gemeinden waren auch Souvenirjäger unterwegs, die sich ein Schild mit dem ursprünglichen Namen ihrer Gemeinde sichern wollten.
Gibt es die "Mauer in den Köpfen" noch?
„Ihr Raisdorfer“ und „ihr Klausdorfer“ sind auch zehn Jahre nach dem Zusammenschluss noch gängige Bezeichnungen. „Meine Tochter war bei der Fusion fünf Jahre alt, sagt aber noch immer, sie ist Klausdorferin“, erzählt zum Beispiel Susann Schlicht und beschreibt ein Gefühl, das gerade in den ersten Jahren viele aus diesem Ortsteil teilten.