Am 7. Mai 2017 wählen die Schleswig-Holsteiner ihre Volksvertreter. Neue Parlamentarier werden ins Landeshaus, Kiels Platz an der Sonne, einziehen. Abgewählte ausziehen. Die verschiedenen Regierungskonstellationen – Kaiserreich, Weimarer Republik, NS-Diktatur, Bundesrepublik – und die seit Einführung der parlamentarischen Demokratie 656 Abgeordneten hinterließen sowohl äußerlich als auch im Inneren ihre Spuren an dem monumentalen Backsteinbauwerk. Mit diesem Beitrag wollen wir einen Einblick ins Landeshaus geben und zeigen, dass das Gebäude aus mehr als nur parlierenden Politikern und dem gläsernen Plenarsaal besteht.
Von der Marineakademie zum Haus der Demokratie
Seit 129 Jahren steht das Haus an der Kieler Förde. Im Dreikaiserjahr 1888 wurde die Akademie der Kaiserlichen Marine – gebaut auf 2000 Eichenpfählen – in bester Fördelage nach fünf Jahren Bauzeit eingeweiht. Hier wurden die Offiziere für die Streitkräfte ausgebildet. Nach dem Ersten Weltkrieg zog die Marinestation Ostsee in das Gebäude ein und blieb dort bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs. Seither wird der Monumentalbau nicht mehr militärisch genutzt. Die aufwändigen Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten, die einerseits die schweren Kriegsschäden beseitigen und andererseits die Demokratie ins Land sowie ins zivile Gebäude bringen sollten, dauerten Jahrzehnte.
Am 3. Mai 1950 war es dann soweit: Der Landtag kam zum ersten Mal in dem von nun an Landeshaus genannten Gebäude zusammen und ist bis heute dort geblieben – trotz früherer Diskussionen über Neubauten und Umzugsplänen. Wegen Raummangels mussten die Parlamentarier zuvor vier Jahre lang durch Schleswig-Holstein von Festsaal zu Theater zu Hörsaal reisen, um ihre Sitzungen abhalten zu können.
Der Umbau von Fassade, Dach, Decken, Licht, Terrasse, Plenarsaal und weiterem des 100 Meter langen und 24 Meter hohen Gebäudes war erst 2004 vollständig abgeschlossen. Zwar wirkt das Gebäude heutzutage noch prächtig, dennoch hat es an Opulenz verloren. Der Reliefschmuck und die Statuen des Mauerabschlusses wurden durch ein schmuckloses Obergeschoss ersetzt. Seit 1995 steht das Gebäude trotz aller Umbauten unter Denkmalschutz.
Im April 2003, also 52 Jahre und elf Monate nach Einzug des Landtags in die ehemalige Marineakademie, tagten die Abgeordneten erstmals in dem 20 mal 20 Meter großen Glaswürfel. Der Saal ist so konstruiert, dass insgesamt über 100 Abgeordnete Platz fänden. Bis Mai 2017 tagen in dem Raum jedoch nur 69 Abgeordnete, in der vergangenen Legislaturperiode waren es 95. Auf der Tribüne finden 90 Besucher Platz, um die Debatten der Parlamentarier still zu verfolgen. Dadurch sollen Transparenz und Offenheit nach außen vermittelt werden. „Wir legen immer Wert darauf, dass wir als Politiker ansprechbar für die Menschen bleiben“, sagt Landtagspräsident Klaus Schlie. „Das ist ein Haus für die Bürgerinnen und Bürger dieses Landes.“