Kieler Woche

schön sauber? – Kieler Nachrichten

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16.11.2024 | 04:44h
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Die Kieler Woche – größtes Segelsport-Event der Welt, dazu eines der größten Sommerfeste in Nordeuropa. Während dieser zehn Tage kommen mehr als drei Millionen Besucher nach Kiel. Ein großer Spaß, der einhergeht mit einer gewaltigen Menge Abfall. Wenn es nach dem Kieler-Woche-Büro geht, soll das umweltverträglicher vonstattengehen. Doch kann das bei einem so großen Fest gelingen? Eine Bestandsaufnahme zur Kieler Woche 2018 liefert neue Ansätze.

Neue Wege Philipp Dornberger will eine nachhaltigere KiWo

Berge an zusätzlichem Müll, jedes Jahr aufs Neue: Das bedeutet die Kieler Woche für die Stadt leider auch.

Seit geraumer Zeit will das Kieler-Woche-Büro die Müllberge nicht mehr einfach so hinnehmen und sucht zusammen mit dem Abfallwirtschaftsbetrieb Kiel (ABK) und vielen weiteren Verantwortlichen an den einzelnen Standorten nach geeigneten Lösungsansätzen. Worum es dabei geht, erklärt Philipp Dornberger, Leiter des Kieler-Woche-Büros im Interview.

In welcher Hinsicht verändert sich die Kieler Woche?

Das Thema ‚Nachhaltigkeit‘ beschäftigt uns bei der Kieler Woche sehr – und wir wollen dies in den nächsten Jahren noch stärker in den Fokus nehmen. Zentrale Aspekte sind dabei die Vermeidung von Plastik und Müll sowie Mülltrennung. Beim Internationalen Markt, den das Kieler-Woche-Büro ausrichtet, wird komplett auf Plastiktüten verzichtet und es kommt ausschließliche Mehrweggeschirr zum Einsatz. Auch andere Kieler-Woche-Flächen gehen mit einem guten Beispiel voran, wie zum Beispiel der Muddi Markt. Dort werden ausschließlich Bio-/Fairtradeprodukte verkauft und es wird mit regionalen Initiativen, Lieferanten, Gastronomen sowie Künstlerinnen und Künstlern zusammengearbeitet. Er bezieht seit 2017 Ökostrom und beschäftigt sich auch im Tagesprogramm in Workshops und an Infoständen mit dem Thema Nachhaltigkeit.

Wo gibt es noch Handlungsbedarf?

Die bestehenden Verträge mit unseren Partnerinnen und Partnern, die die einzelnen Flächen bespielen, fordern wir in den Bereichen ‚Mehrweg‘ und ‚Pfand‘ schon sehr viel. Auch bei den Flächenausschreibungen und Verträgen ist dies ein zentraler Bestandteil. Wir haben uns in diesem Jahr bei der Kieler Woche genau angeschaut, wie unsere Vorgaben umgesetzt werden und wo es noch sinnvolle Entwicklungspotentiale gibt. Nach unserer Auswertung werden wir die Erkenntnisse in die Weiterentwicklung der Kieler Woche 2019 mit einfließen lassen. Hier haben wir zum Beispiel festgestellt, dass es ein erhöhtes Aufkommen von weggeworfenen Zigarettenstummel gab oder auch vermehrt Müll von mitgebrachten Getränken.

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Das Ziel für die nächsten Jahre?

Mein Plan ist es, mit den Erfahrungswerten der Kieler Woche 2018 gemeinsam mit unseren Partnerinnen und Partnern neue Wege zu finden, mit dem Thema ‚Nachhaltigkeit‘ umzugehen. Plastikvermeidung aber auch das Thema „Müll“ werden dabei in jedem Fall zentrale Aspekte sein. Zum Beispiel prüfen wir im Moment die Umsetzung eines einheitlichen und flächenübergreifenden Pfandsystems oder auch das Aufstellen von Aschenbechern im gesamten Veranstaltungsbereich.

 

 

Nicht nur eine Geschmacksfrage Veränderungen auf dem Internationalen Markt

 

Gerade bei den Getränke- und Essensständen der Kieler Woche stand Müll- und Plastikvermeidung im Fokus. Auf dem Internationalen Markt fing das Streben nach Nachhaltigkeit schon bei der Gestaltung der Buden an. Weg mit den Pagoden, lieber Holz statt Plastik, mehr Individualität und Liebe zum Detail. So lautete die Ansage an alle 32 Standbesitzer, die künftig aufgefordert sind, neue Konzepte für ein wertigeres Erscheinungsbild vorzulegen.

Richard Hennes (52) aus Aachen reichte seine Ideen dazu 2017 beim Kieler Woche-Büro ein: er baute Probemöbel gebaut, schickte Fotos davon – mit Erfolg: Sein belgischer Stand durfte in diesem Jahr vom Rand des Rathausplatzes in die Mitte umziehen.

Richard Hennes (52)

Rund 50.000 Euro hat Hennes in das neue Erscheinungsbild des Standes investiert. Für ihn ein logischer Schritt:  „Wenn man im Geschäft bleiben will, muss man immer etwas Neues bringen. Über das ganze Jahr gesehen finanziert sich das zurück.“ Seine Ausgaben seien doppelt so hoch gewesen im Vergleich zu dem, was sonst nach dem Ende der Saison anfällt. Kein Pappenstiel, aber: „Wir sind in der glücklichen Lage, dass wir alles selbst machen können. Alles, was Sie hier sehen, ist selbstgebaut.“

Den Aspekt Nachhaltigkeit sieht Hennes bei der Umgestaltung selbst eher als Nebenprodukt: „Wir wollen ja Geld verdienen. Je attraktiver so ein Markt ist, umso mehr Besucher haben wir.“ Dieser Effekt zeigte sich für ihn schnell, was allerdings nicht nur an der Aufmachung, sondern auch am besseren Standort liegen könnte. „Die Kunden haben das sehr gut angenommen, weil es gemütlich aussieht und Sitzplätze vorher Mangelware waren. Die Garnituren kommen so gut an, dass uns gleich am ersten Abend zwei davon geklaut wurden.“

Wirklich nachhaltiger werde der Internationale Markt aber erst, wenn irgendwann alle mitziehen, betont Hennes. Das Problem dabei sei für viele die Finanzierung: „Wer wirklich davon leben muss, für den ist das schon schwierig.“

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Marco Riccobono will an seinem Italien-Stand vorerst nichts ändern.

Ulf Dahl

So geht es zum Beispiel dem Betreiber des italienischen Standes. Marco Riccobono ist hauptberuflich Schausteller. Seit 1976 war er mit der ganzen Familie auf jeder Kieler Woche vertreten. Die Umgestaltungswünsche aus dem Kieler Woche-Büro sieht er kritisch. „Dass hier jetzt alles aus Holz sein soll, wie Weihnachtsmarkt-Buden, finde ich nicht gut.“

An seinem eigenen Stand hat Riccobono bisher nichts umgestaltet. Warum auch? Es sei ja immer was los, trotz Metallcontainern- und Treppen, Planen aus Plastik in der italienischen Tricolore. Um den Aufwand, den er damit hätte, gehe es ihm nicht, eher ums Prinzip.

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