DIE GEBURT Abenteuer Zukunft

Kieler Nachrichten

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Viele Geburtsstationen schließen, die Zahl der Fachärzte im ländlichen Raum ist überschaubar und auch für Hebammen wird die Arbeitsbelastung nicht weniger: Das Thema Geburten schlägt in Schleswig-Holstein immer höhere Wellen. Schwangere Frauen fragen sich, wo sie noch optimal versorgt werden, wenn sie nicht in Stadtnähe wohnen. Erste Lösungsansätze gibt es bereits. Wir haben uns angesehen, wie Geburten in Schleswig-Holstein in Zukunft aussehen können, welche Unterstützung es bei der Versorgung durch digitale Innovationen gibt und vor welchen Herausforderungen Kliniken, Hebammen und angehende Mütter stehen.

Von der Hallig in den Kreißsaal Entbindungen in Husum

Das nordfriesische Wattenmeer, unendliche Weiten. Hier schweift der Blick Kilometer über die Nordsee, bis er Inseln und Halligen trifft. Eine Geburtsstation ist denkbar weit entfernt. Zwar liegt Hallig Hooge nur 33 Kilometer Luftlinie von Husum entfernt, doch über die raue Nordsee ist ein  schneller Weg zu Arzt oder Hebamme oft undenkbar.

Freundlich sieht der Kreißsaal im Husumer Krankenhaus aus. Muss er auch, denn nicht nur die werdenden Mütter aus der Umgebung sollen sich dort wohl fühlen, auch die Schwangeren von den nahegelegenen Inseln und Halligen müssen nach der Schließung der Geburtsstationen auf Sylt und Föhr in Husum oder Flensburg entbinden. „In der Anfangszeit war viel Frust da und wir hörten immer wieder ,Schade, das Kind sollte doch ein Insulaner werden’“, sagt Ellen Tranzer, leitende Hebamme in Husum.

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Mittlerweile habe sich das gelegt. Das Husumer Krankenhaus hat mit 807 Geburten so hohe Entbindungszahlen wie zuletzt im Jahr 1999. Nicht nur durch Zuwächse von den Inseln, betont die Klinik. In dieser Woche hat sie den Förderbescheid des Landes für die Einrichtung eines vierten Kreißsaals erhalten.

Mit der Lore zur Entbindung

Ellen Tranzer ist bereits seit 30 Jahren am Klinikum. Fast 3500 Babys hat sie auf die Welt geholt. „Ich finde es ganz gruselig, dass Frauen, die Wehen haben mit Angst in die Geburt geschickt werden, weil sie nicht wissen, ob sie es rechtzeitig zum nächsten Krankenhaus schaffen. Gerade im Winter ist das in Nordfriesland ein Riesenproblem“, sagt die 59-Jährige.

In den 1980er Jahren wurden die Schwangeren noch mit der Lore von den Halligen heruntergebracht und die Anfahrtswege an der Nordseeküste waren schon immer recht weit. „Die Menschen leben hier sehr nah mit der Natur und das zeigt sich auch daran, dass mit auflaufendem Wasser oft die Wehen kommen. Ob es passt oder nicht. Es ist eine immer größere Herausforderung, schwanger zu sein“, sagt Tranzer. Und ihre Kollegin Monika Steensen ergänzt: „Die Geburt bleibt das letzte große Abenteuer.“

So müssen Frauen zu einer Geburt ohne erhöhte Risikostufe mittlerweile von allen Inseln auf das Festland, im Regelfall ins Klinikum Nordfriesland nach Husum oder nach Flensburg. 2013 gab es noch vier Geburtsstationen auf den Inseln, mittlerweile haben sie keine mehr. Schwangere stehen vor der gleichen Frage wie auf den Halligen: Wann gehe ich ins Krankenhaus? Krankenkassen-Anspruch auf ein „Boarding“, auf eine Aufnahme 14 Tage vor dem errechneten Geburtstermin, hat jede Frau von Inseln oder Halligen. Aber selbst das bringt herausfordernde Planungen mit sich.

Ein Zuhause auf Zeit

„Wir setzen alles daran, das hier in Husum so attraktiv wie möglich zu machen“, sagt Direktor Christian von der Becke. Zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin können die Insulaner eines von zwei Appartements in Krankenhausnähe beziehen, für ein drittes Appartement hat das Klinikum eine Option in einem nahen Hotel. Ein weiterer Ausbau sei derzeit nicht geplant, so der Klinikchef. Ein kleiner Trost ist das Zuhause auf Zeit mit Blick übers Meer. Den Verlust der vertrauten Umgebung versuchen die Hebammen zu kompensieren, auch wenn in Schleswig-Holstein ein ganz besonderer Schlag Mensch wohnt. „Wer ‚Moin Moin‘ sagt, der ist schon ein Schwätzer“, sagt Tranzer, die gebürtig aus dem Rheinland kommt und lacht.

„Aber Scherz beiseite: Die Frauen können jederzeit zu uns kommen, können Fragen stellen und reden, wir sind immer für sie da.“ Denn mitunter sind die werdenden Mütter recht einsam. Schwieriger wird es noch, wenn für schulpflichtige Kinder eine Betreuung gefunden werden muss. Und: Letztendlich finden nur zwei Prozent der Geburten zum errechneten Termin statt.

Und wo sind die Kinder der leitenden Hebamme zur Welt gekommen? „Mein Mann war mit der Marine auf Sylt stationiert. Das sind also noch zwei waschechte Sylter.“

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